Roadtrippin' ......oder Beachtour 2019! Tja, mit der Dusche in San Pedro wurde das nix... Ich war zu blöd, den von mir favorisierten Campingplatz zu finden und habegemeinsam mit einem deutschen Pärchen mal wieder wild gecampt. Die Dusche kam dann erst ein paar Tage später, for free an einer Tankstelle. 24 Tage Drecksau, persönlicher Rekord! Traurig... (zu meiner Verteidigung: Die 24 Tage beziehen sich lediglich auf eine Dusche! Unterwegs gab es zahlreiche heiße und kalte Quellen und eine Menge Pazifik...) Die letzten 10 Tage sahen mehr oder weniger gleich aus, zumindest bezogen auf meine Tätigkeit: fahren, schwitzen, trinken. Landschaftlich hat sich allerdings einiges getan! Ich will nicht auf jedes Detail eingehen und mich nur auf die Highlights beschränken. Von San Pedro de Atacama ging es für eine Nacht ins Valle del Arcoíris. Dort habe ich mehrere Stunden mit Cecilia (Argentinien) und Stian (Norwegen) verquatscht. Am Folgetag über Calama nach Antofagasta. Unterwegs kurzer Stopp in der Oficina Salitrera Chacabuco, einer der vielen Geisterstädte hier in der Gegend. Um die Jahrhundertwende wurde in der Atacamawüste viel Nitrat abgebaut, für Dünger und Schießpulver. In diesem Zusammenhang entstanden um die Minen etliche Städte, die von den Minenbetreibern eigens errichtet wurden. Hier lebten die Arbeiter, hier wurde rafineriert und verladen, es gab Schulen, Krankenhäuser, Theater, Hotels, Sportanlagen, Schwimmbäder, Ballsäle, Märkte, Werkstätten. Also alles, was eine Stadt so benötigt. Allerdings kamen irgendwann die Deutschen, nicht mit Panzern sondern mit Hirn. Kurz nach der Jahrhundertwende war man in Deutschland in der Lage Nitrat synthetisch herzustellen. Daraufhin sind die Salpeterminen in Chile nach und nach geschlossen worden und die Städte wurden von den Arbeitern und ihren Familien verlassen. Einige (zB. Humberstone) sind als Museen erhalten geblieben bzw. erhalten worden. Auf dem Weg nach Antofagasta bin ich, in meiner völlig ignoranten Art, einen Tag vor der Wintersonnenwende, über den südlichen Sonnenwendekreis gefahren. Diesmal habe ich es aufgrund eines Schildes wenigstens bemerkt. Den Äquator hatte ich dreimal gequert ohne es zu "erleben"... Irgendwie war ich wohl wieder im Delirium, 7 Stunden hinterm Steuer bei 40 Grad im Auto, sitzend im eigenen Schweiß... Da braucht das Hirn dann eben mal 1 bis 2 Tage, um zu realisieren, dass wieder eine markante geographische Breite überfahren wurde. Am 21.12. gab es für mich nur eine wichtige Mission! Ein Kino finden und hoffen, dass Episode 9 im Original gezeigt wird... mission accomplished! Das Kino war in einem großen Mallkomplex. Von außen war alles mit Brettern oder Blechen verriegelt, z.T. sogar mit T-Trägern verschweißt. An vielen Verschlägen der Hinweis: Ja, wir haben geöffnet! Es wurden nur einige bewachte Eingänge geöffnet. Anscheinend alles noch Überbleibsel der vergangenen Unruhen bzw. Proteste. Am Abend, schöner Stellplatz am Meer, habe ich Lucas aus Brasilien getroffen. Er ist mit Motorad auf einer kurzen Urlaubsreise durch den Norden Argentiniens, Chiles und den Süden Boliviens. Wir haben zusammen gekocht und bis spät in die Nacht am Lagerfeuer gequatscht. Mein erstes richtiges Lagerfeuer seit Beginn der Reise... Die folgenden Tage ging es auf der Ruta 5 sturr nach Süden. Immernoch in der Atacamawüste war es extrem heiß, windig, staubig und trocken. Die Nächte habe ich durchgehend am Strand verbracht, um wenigstens zeitweise der staubigen Einöde zu entkommen. Heiligabend habe ich eine Fahrpause an einem ruhigen Strand eingelegt, viel gelesen, Pfannkuchen gebacken und 25€ vertelefoniert. Frohes Fest! Am 27.12. bin ich durch Santiago de Chile, kurzer Einkaufstopp, und weiter südlich bei Pichilemu wieder an die Küste. Und endlich war es soweit: Bäume! Seit dem ich Cusco vor mehr als 20 Tagen verlassen habe, endlich wieder weite Flächen grüner Vegetation!!! Unglaublich, wie man das vermissen kann. Die gestrige Fahrt war allerdings eine der enttäuschendsten und frustierendsten seit Langem! Über Pichilemu ging es entlang der Küste nach Süden Richtung Pelluhue. Knapp 30 Grad, im Auto fast 40. 170km in knapp 7 Stunden.Die Straßen eng, kurvig, staubig und waschbrettig (z.T. schlimmer als auf der Ruta de las Lagunas). Und ja, es gab viel 'Wald'. Alles 'schön' aufgeforstet in Reih' und Glied, Pinien oder Eukalyptus... Dazu kilometerlange Zäune links und rechts der Straße, also keine Möglichkeit mal ranzufahren und eine schattige Pause zu machen. Alles was kein 'Wald' war, war ebensfalls eingezäunt: Privatgrundstücke mit Ferien- und Wochenendhäusern oder sogar ganzen Feriensiedlungen. Wahrscheinlich alles für die Reichen und Schönen aus der Hauptstadt. Da fährt man an schönen Seen und Flüssen und Stränden entlang und kann nirgends anhalten und das auch mal genießen. Dazu kommt, dass die meisten Ferienhausorte alle wie ausgstorben sind. Genau wie die schxxx Siedlungen zwischen Peenemünde und Karlshagen... Unglücklicherweise ist der Zaunwahnsinn wohl nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was mich in Patagonien erwarten wird. Sehr viel privates Farmland bis auf die Nationalparks. Schade! Heute soll es nach Pelluhue gehen. Hier leben Rocio und Daniel. Die beiden habe ich vor 12 Jahren in Neuseeland kennengelernt. Dort haben wir gemeinsam zwei Monate im Weinbau gearbeitet und seit dem immer mal wieder sporadischen Kontakt. Ich hoffe ich kann die beiden finden, meine Mails landen anscheinend im Spamordner... Check ......ein weiterer Haken auf meiner Bucketlist: La Ruta de Lagunas! Nach dem Salar habe ich erstmal anderthalb Tage in Uyuni verbracht. Die meiste Zeit davon im Café 'The Guardian'. Das Auto frisch gewaschen und am kompletten Unterboden mit Altöl eingesprüht, eine lokale Sitte zwecks Rostvorsorge... Gut fühle ich mich dabei nicht. Die Touranbieter, die übrigens fast ausschließlich Toyota Landcruiser J8 fahren, bringen ihre Autos täglich zur Wäsche und Konservierung. Nach mehreren Stunden Wartezeit hatte ich dann auch endlich wieder Diesel im Tank und das sogar für günstige 5Bol/Liter (statt 8,8Bol). Übernachtet habe ich am weltgrößten Eisenbahnfriedhof. Am frühen Morgen oder späten Abend lohnt sich eine Fototour am ehesten, da das Licht der Sonne und der Rost dann am besten zusammenspielen. Samstag früh ging es dann los Richtung Lagunenroute. Über San Cristobal und Alota gelangt man zum Anfang der Route. Unterwegs habe ich noch kurz einen Stopp am Canyon de Anacondas angehalten. Danach ging es durch das Valle de Roccas zur Laguna Pampas Grande, meinem ersten Nachtlager. In den folgenden Tagen habe ich an der Laguna Honda, südlich der Laguna Colorada und, jetzt aktuell, an der Laguna Verde/ Laguna Blanca übernachtet. Wie ich schon im Vorfeld gelesen und gehört hatte, ist die Tour nichts für schwache Nerven und schwache Karossen. Die Straße ist z.T. übersät mit Schlaglöchern und Steinen. Größtenteils tiefer weicher Sand und tiefe Spurrillen. Streckenweise ist die Piste einen Kilometer breit und es gibt 20 verschiedene Fahrspuren. Dort die Richtige zu finden ist nicht einfach und eine ist schlimmer als die andere. Wobei das eben Genannte für mich eher eine Herausforderung war und eigentlich sehr viel Spaß gemacht hat, gab es zwei Dinge, die den Spaß extrem getrübt haben: Staub und Wellblechpiste! Der Staub in jeder Ritze und das Wellblech haut dir bei falscher Geschwindigkeit die Füllungen aus den Zähnen. Es gibt zwei Möglichkeiten Wellblechpiste einigermaßen schadfrei zu überstehen. Entweder man ballert mit über 60km/h einfach schmerzbefreit drüber weg oder, und das war meine Strategie, man tuckert im zweiten Gang und lässt sich sanft schaukeln. Das Problem ist nur, dass man so selten mehr als 30km/h schafft. Tagesetappen mit 120km ziehen sich dann ein wenig und man sollte mindestens 4Tage einplanen. Vorteil: man hat viel Zeit, um die Landschaft zu bestaunen. Diese lässt sich kaum beschreiben und noch schlechter auf Fotos festhalten. Man fährt praktisch 4Tage auf einem Hochplateau umgeben von Vulkanen, die an den 6000m kratzen, und kommt dabei von einer Lagune zur nächsten und passiert auch auch mal Thermalfelder und heiße Quellen. Das klingt vielleicht erstmal eintönig, ist aber extrem abwechslungsreich! Nachts lässt der Sternenhimmel nichts zu wünschen übrig. Alle sind sie da, keine Lichtverschmutzung, keine Wolken. Genau die richtige Gelegenheit über das Fermi-Paradox nachzudenken. Bleibt noch das Klima. Es gibt einem jede Sekunde zu verstehen, dass man hier herzlichst unerwünscht ist. Tagsüber brennende Hitze, kein Schatten. Der extrem starke Wind, meist aus Westen, weht den ganzen Tag und verteilt Sand und Staub schön gleichmäßig. In der Nacht lässt er nach, sodass man wenigstens in Ruhe frühstücken kann. Die Luft ist extrem trocken, die Haut wird rissig und die Lippen platzen auf. Da hilft nur trinken trinken trinken. Nachts lässt der Wind zwar nach, aber genießen kann man das auch nicht, da die Temperaturen relativ zügig nach Sonnenuntergang auf minus 10 Grad fallen. Und da hab ich noch Glück gehabt. Zusammenfassend war das eine der extremsten Touren die ich bisher allein gemacht habe. So unwirtlich hier alles erscheint, so unwirklich ist es aber auch und zieht einen in seinen Bann. Die letzten 10 bis 12 Tage, mit dem Reserva Nacional de las Vicuñas, Salar de Surire, Salar Coipasa, Vulcan Thunupa, Salar de Uyuni und der Ruta de Lagunas, waren sowohl fahrerisch ein Genuss als auch ein Fest für alle Sinne! Nachahmung unbedingt empfohlen! Morgen früh werde ich meine restlichen pflanzlichen und tierischen Vorräte verfressen, bevor sie mir an der Grenze zu Chile wieder abgenommen werden. Dann ab nach San Pedro de Atacama und zwei Tage wohlverdiente Ruhepause und die erste Dusche seit Cusco (das ist 15 Tage her, ich Sau ich)... Long time...... no see! Seit der Rückkehr aus dem Manu hat sich einiges getan. Ich schreibe dies hier mittlerweile in Chile, kurz vor der bolivianischen Grenze. Aber der Reihe nach. Am Rückreisetag der Dschungeltour hat meine treue Kamera nach 5,5 Jahren ihren Geist aufgegeben. Alsobhabe ich versucht in Cusco eine neue zu bekommen. Vergeblich. Es blieb somit nur eine teure Reparatur für den halben Neupreis... Aber weiterfahren ohne Kamera kam nicht in Tüte! Ich 'musste' also weitere Tage in Cusco verbringen, obwohl ich mich schon auf die Weiterfahrt zu den Rainbowmountains und nach Arequipa gefreut hatte. Gut, es kann einen schlimmer erwischen, als in Cusco festzuhängen. Immerhin lässt sich hier eine Menge Geld versenken, wenn man nichts zu tun hat. Zumindest in den Ölwechsel und den Wechsel des Luftfilters habe ich sinnvoll investiert. Cusco - Juliaca - Puno - Tacne - chilenische Grenze Am Abend vor der Fertigstellung der Kamera trudelte eine Email des peruanischen Zolls ein. Ich möchte doch bitte bis zum 06.12. das Land verlassen... Nach kurzer Denkpause war das Problem klar: Ich habe ein 90 Tage Touristenvisum bekommen. Der temporäre Import des Autos beläuft sich aber nur auf 60 Tage. Da ich nicht damit gerechnet hätte so lange in Peru zu bleiben, habe ich damals an der Grenze den Import nicht verlängert. Naja, also blieben noch drei Tage um nach Chile zu fahren. Also allen Tschüss sagen, früh ins Bett und früh wieder raus, die wieder funktionierende Kamera einsacken, Lebensmittel aufstocken, tanken und dann ab auf die Straße. Über Juliaca, Puno und Tacne ging es dann zügig ohne Zwischenstopps zur Grenze. Auf dem Weg hat sich Peru, oder besser gesagt Juliaca, nochmal von seiner besten Seite präsentiert. Soviel Müll, Dreck, Staub und Hässlichkeit hatte ich bisher noch nicht erlebt. Das war selbst für peruanische Verhältnisse unter der Gürtellinie. Verschlimmert wurde die Situation noch durch die zig Reisebusse, die sich schwarz qualmend durch die Stadt schieben, um die geladenen Touristen zum Titikakka See zu fahren. Und mitten im Dreck die Kinder auf dem Weg zur Schule. Die haben können einem richtig leid tun. Aber man sich ja leider nicht aussuchen, wo Mutti einen in die Welt wirft... Zwischen Puno und Tacne bin ich einen kleinen Umweg über eine Schotterstrecke gefahren. Diese gut 70km waren wie aus dem Prospekt. Winzige Höfe mit tausenden Alpacas weit verstreut in der herrlichen Landschaft und freundliche Menschen. Die Nacht war mit -10 Grad und 4460m allerdings eine Herausforderung. Arica - Putre - Reserva Nacional las Vicuñas Das Grenzprozedere am folgenden Tag war ganz schön stressig. Keine genauen Anweisungen für die Reihenfolge des Ablaufs, keiner spricht englisch und keiner hat vom anderen Ahnung. Am Ende war aber auch das geschafft und ich war rechtzeitig in Chile. Erster Stopp war hier dann Arica, direkt hinter der Grenze und am Meer. Der Stellplatz war so lala. Relativ laut und viel Trubel. Machte den Anschein, als wenn ein Feiertag wäre. Was nach der Grenze sofort auffiel, war der fehlende Müll am Straßenrand. Die Menschen waren auf Fahrrädern unterwegs oder sind gejogged. Erstaunlich, wie sich hinter jeder Grenze ein völlig anderes Bild ergibt. Von Arica ging es am nächsten Morgen Richtung Putre bzw. Bolivien. Langsam aber sicher haben wir uns wieder 3000m hinauf geschraubt. Kurz vor dem ersten Stellplatz passierte es! Im Rückspiegel tauchten plötzlich Lichter auf. Bekannte Lichter, ein anderer HZJ78! Bernd aus Deutschland ist mit seinen 70 Jahren allein unterwegs und auf dem Weg nach Bolivien und dem Salar de Uyuni. Dort wollen wir uns wiedertreffen und mal in Ruhe schnacken. Ich habe nämlich eine andere Route geplant als er. Für mich ging es von Putre zur Laguna Chungará, vorbei an einigen Vulkanen. Von dort dann parallel zur Grenze nach Süden durch das Reserva Nacional las Vicuñas. Eine atemberaubende Strecke durch ein riesiges Hochplateau. Auf dem Weg viele Vicuñas, eine entspannende, wohltuende und reinigende Thermalquelle sowie schließlich mein erster Salzsee, der Salar de Surire. Tausende Flamingos, Pfeiffhasen und ein Bilderbuchsonnenuntergang machten die Strapazen der heutigen Fahrerei schnell vergessen. Ein traumhafter Platz! Und ganz in der Nähe soll eine weitere Thermalquelle sein. Aber die hebe ich mir für morgen auf... Heute ist morgen. Nach ausgedehntem Frühstück in der warmen Morgensonne bin ich lediglich zu den Thermalquellen 'Termas de Polloquere' gefahren. Dort habe ich Kevin aus Irland (mit dem Fahrrad unterwegs) getroffen, gelesen, Podcasts gehört, fotografiert und natürlich im heißen Wasser entspannt, also kurz gesagt den Tag intensivst vergammelt. Zum Abend habe ich einen Apfelauflauf alá Mälzer unter erschwerten Bedingungen erschaffen. Danach ging es mit vollem Bauch, pünktlich zum Sonnenuntergang, wieder ins heiße Bad, um das Farbspiel am Himmel zu bestaunen und die Windstille zu genießen. Immerhin war Sonntag! Termas de Polloquere - bolivianische Grenze - Salar de Coipasa - Vulkan Thunupa Es ist viel passiert. Aber bevor wir dazu kommen, kurz zu meiner aktuellen Position: Ich habe es geschafft, ich stehe mitten auf dem Salar de Uyuni. Es ist Vollmond und der Wind lässt keine Ruhe. Aber der Reihe nach. Nachdem ich am Montagmorgen im Wasser der Termas dem Sonnenaufgang gelauscht habe und nach der kalten Nacht langsam aufgetaut war, ging es weiter durch das Reserva las Vicuñas nach Süden. Die Landschaft einmalig. Das lässt sich schlecht beschreiben. Riesige weite Hochebenen eingerahmt von Vulkanen. Kurz vor dem Grenzübergang nach Pisiga, Bolivien, habe ich Kevin wiedergetroffen. Dafür, dass er auf dem Fahrrad unterwegs ist, hat er ganz schön Strecke gemacht. Die Grenzformalien waren diesmal relativ entspannt. Endlich wurde mir der Laufzettel am Anfang gegeben und erklärt. Leider hat auch Bolivien was gegen die Einführung pflanzlicher und tierischer Lebensmittel. Also bin ich meine Vorräte aus Arica wieder los geworden. Das Problem hier war nur, dass auf bolivinaischer Seite für über 100km keine Möglichkeit besteht nachzukaufen. Konnte mir egal sein, da ich meine einzigen in Bolivianos getauschten chilenischen Pesos an der Tanke in sage und schreibe 30 Liter Sprit umgesetzt hatte. Bolivien ist, was Diesel betrifft, das mit 1,16€ pro Liter mit Abstand teuerste Land. Die Einheimischen zahlen lediglich 43 Cent... Gut, dass ich aus Arica mit knapp 200 Litern gestartet bin. Ca. 40km hinter der Grenze bin ich nach Süden Richtung Salar de Coipasa abgebogen. Was folgte war eine abenteuerliche Strecke, die mich sehr an Bilder aus der Mongolei erinnert hat. Viele Fahrspuren in alle möglichen Richtungen. Man fährt also mehr nach Himmelsrichtung. Immer wieder lange Passagen mit sehr weichem Sand und viel Staub, ab und an eine Flussquerung. Die meisten Siedlungen auf der Strecke waren verlassen und die Häuser zerfallen. Hier und da konnte man aber doch eine lebende Seele entdecken, meist in Begleitung einer Alpakaherde. Nach 130km, mit meist nicht mehr als 30 bis 40km/h, durch diese völlig flache Landschaft mit weiten Blicken bis hinter den Horizont, endlich wieder etwas Asphalt. Ein kurzer Halt zur Stärkung am Krater eines Meteoriteneinschlages in Jayocota, danach weiter zum Vulkan Thunupa. Auf dem Weg wieder einige halbverwaiste Orte und endlich die ersten Blicke auf den Salar de Uyuni. Von Jirira aus bin ich einen extrem bescheidenen (ehemaligen) Fahrweg ein paar Höhenmeter an der Flanke des Vulkans emporgekrochen. Zum Glück fand sich nach einiger Zeit ein flache Stelle, auf der ich parken konnte. Von hier aus war der Blick auf den Salar absolut fantastisch. Zum Sonnenuntergang bin ich noch 'schnell' 600 Höhenmeter und 1,5h zu einem Aussichtspunkt am Kraterrand des Thunupa raufgestolpert. Nach fast 8 Tagen hinterm Steuer eine willkommene Abwechslung. Der Ausblick von dort oben war unglaublich. Selbst von einem Kilometer über dem Salar sind dessen entfernte Ufer nicht zu erkennen. Bis zum Horizont ist es einfach nur weiß oder gelb und dann rot, wenn man den Sonnenuntergang abwartet und im Dunkeln wieder zum Auto irrt. Salar de Uyuni Ja, und dann war endlich der große Tag. Donnerstag, der 11.12.2019. Nach einem fantastischem Sonnenaufgang ging es bei Tahua auf den Salar. Häufig sind die Ufer des Salars relativ weich und von Wasser bedeckt. Hier allerdings wurde eine feste Zufahrt auf den Salar angelegt. Trotzdem bin ich aus dem Auto raus, um erstmal zu Fuß einen Eindruck von der Beschaffenheit der Salzkruste zu bekommen. Sie war tatsächlich salzig, feucht, weich und es gab einige Wasserlachen. Ich bin dann also nochmal in mich gegangen, um zu entscheiden, ob ich diese Salzkur dem Laubfrosch wirklich antuen will... Positiver Entscheid! Beim Einsteigen ins Auto ertönte von Seelig: "... ich gab dir meine Liebe, gab dir Zeit, Geduld und Geld..." Passender ließen sich meine Zweifel ob der Befahrung nicht zum Ausdruck bringen... Erster Stopp war die von Tahua 30km entfernte Isla del Pescado. Dort habe ich eine längere Pause gemacht und das Ganze erstmal auf mich wirken lassen. Nach einiger Zeit kamen Anna und Olli aus Australien und Nico und ??? aus Frankreich dazu. Olli und Anna waren mit dem Fahrrad unterwegs, Nico und Freundin mit Motorädern. Nach den üblichen Gesprächen unter Reisenden (die geplante Route, die bisherige Route, Erfahrungen, Tipps, Erlebnisse, das vermisste heimische Essen, Ausrüstung, ...) bin ich weiter zur Cueva del Diablo, einer großen Höhle auf einer weiter südlich gelegenen Insel. Das war weniger spektakulär, da die Höhle nicht in die Tiefe geht. Die Stirnlampe hatte ich also vergeblich aufgesetzt. Danach bin ich einfach noch ein bisschen auf dem Salar hin und her gefahren, um einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Gar nicht so einfach bei verfügbaren 10582km²... Nach einigen Kilometern war ich mit dem "ganz allein inmitten des großen weiten weißen Nichts" - Feeling zufrieden. Nur zur Verdeutlichung die Distanzen zu den nächsten Orten in alle Himmelsrichtungen: N Tahua 43km, S Tanil Vinto 41km, O Colchani 85km, W Canquella 57km. Leider kam zum Abend der für den Salar übliche starke Westwind auf. Ich musste das Auto nochmal anders ausrichten, um wenigstens geschützt kochen zu können. Der Sonnenuntergang war Wahnsinn. Schatten bis zum Horizont und das weiße Salz geht alle Farben der untergehenden Sonne durch. Nachts tauchte der Vollmond dann alles in ein helles grau. Unglaublich wie hell der Mond sein kann... Guten Morgen, es ist Donnerstag, der 12.12.2019. Die Nacht war überraschend warm. Ich hatte Geschichten von bis zu minus 20 Grad Celsius gehört. Es war nichtmal Frost. Den Sonnenaufgang habe ich mir direkt aus dem Bett angeschaut, ich war zu faul zum Aufstehen. Die Sonne ist hinter einer schnurgeraden Horizontlinie langsam aufgetaucht. Keine Wolken, nichts, nur blauer Himmel. Einmalig. Heute soll es weiter nach Colchani und dann nach Uyuni gehen. Erster Stopp Geldautomat, mit umgerechnet 1,40€ kommt man auch in Bolivien nicht weit. Dann unbedingt zum Lavadero, das Salz abwaschen. Und dann hoffentlich noch Bernd treffen. Der Rest wird sich zeigen. Auch wenn ich noch mitten auf dem Salar bin, hier ein kleines Fazit: Es ist unbeschreiblich. Die Dimensionen sind unvorstellbar und v.a. nicht erfassbar. Man sieht nur weißen Horizont oder kleine in der Hitze schimmernde Umrisse von Inseln. Diese sind aber auch aus 40km Entfernung schon zu sehen und geben einem den Eindruck man sei nah dran. Dann fährt man aber eine halbe Stunde einfach sturr geradeaus ins Nichts bevor die Umrisse der Inseln schließlich größer werden und man Details ausmachen kann. In Richtung Colchani (85km) erstreckt sich weiße Salzkruste bis zum Horizont, kein Ufer in Sicht. Es ist erdrückend still! Wie der Titel des Albums der Manfred Mann's Earth Band: "The Roaring Silence". Die Stille schreit einen geradzu an. Wenn man die Klappe hält und die Stimmen im Kopf mal leise sind, ist nichts zu hören! Wirklich nichts, keine Vögel, keine Insekten, keine Flugzeuge. Ich habe regelmäßig Musik angemacht, weil das wirklich nicht lange auszuhalten ist. Komisch eigentlich... Weiter: überall ist Salz. Klingt logisch, ja ich weiß. Ich meine aber wirklich überall. An den Händen, im Bart, an den Klamotten, Schuhen. Meine Hände sind stellenweise aufgeplatzt und rissig geworden. Nach nur einem Tag... Es ist unerträglich gleißend weiß! Ohne Sonnenbrille geht gar nichts. Olli und Anna haben mir gestern erzählt, dass sie, aufgrund der Reflektionen, sogar an der Unterseite der Arme Sonnenbrand bekommen haben. Alles was nicht weiß ist, wird in kurzer Zeit 200 Grad heiß. Es gibt keinen Schatten, außer man bringt ihn sich in Form einer Markise oder eines Tarps selbst mit. Es gibt also weit und breit kein Entrinnen vor der brennenden Hitze! Also zusammengefasst eine einzigartige, die Sinne überfordernde Erfahrung in einer Umgebung, die die Existenz jeglichen Lebens verhindern möchte (was natürlich nicht klappt, denn die Natur ist ja nicht doof...). Ich hoffe man bekommt den Eindruck, dass es mir gefällt?! Die Entscheidung den Laubfrosch ins Salz zu entführen war die Richtige, auch wenn ich ihn jetzt schon rosten höre... Nachtrag zum Uyuni Auf dem Weg nach Colchina habe ich drei Canadier getroffen, die mit dem Fahrrad Richtung geographischen Mittelpunkt des Kontinents unterwegs sind. Begonnen haben sie ihre Toir IM Pazifik. Mit dem Fahrrad von Bord eines Bootes ins Wasser, ans Ufer geschwommen und ab dafür... Kurz vor Ende des Salars gab es noch ein Hotel aus Salzziegeln zu bewundern. Dazu kamen dann immer mehr Ausflugs-Landcruiser die die Tagestouristen auf den Salar karren. Ich fahr jetzt auf jeden Fall erstmal zur Autowäsche! Welcome to the jungle...Nach einigem Hin und Her habe ich mich vor einer guten Woche dazu entschieden, etwas Geld in die Hand zu nehmen und eine Tour in den Amazonas zu buchen. Genauer gesagt in das Manu Biosphärenreservat, welches 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde. Die sieben Tage im Dschungel sahen im Groben wie folgt aus. Tag 1 Früh raus, Fußmarsch zum Touranbieter, die anderen Tourteilnehmer einsacken und dann ab auf die kurvige Fahrt in die erste Lodge. Unterwegs haben wir immer wieder mal angehalten und nach allem möglichen Getier Ausschau gehalten. Darunter z.B. Quetzal, Cock of the Rock (das Wappentier Perus) und Kapuzineraffen. Schließlich sind wir gegen Abend in der ersten Lodge angekommen, essen und todmüde ins Bett. Tag 2 Wieder früh raus und Vogelbeobachtung im Garten der Lodge und kurze Einführung in die Kunst des Cocaanbaus. Danach ab nach Atalaya und das Boot beladen. In diesem überaus bequemen Gefährt sollten wir noch so einige Stunden verbringen. Immerhin laufen bis zum Ende der Tour fast 400 Liter Benzin durch den Viertakter. Von Atalaya ging es stromabwärts auf dem Rio Madre de Dios bis zur nächsten Lodge. Nach dem Abendessen ging es auf Nachtwanderung. Man könnte vermuten, dass einem nachts im Dschungel alles Mögliche und Unmögliche begegnet, aber dem ist nicht so. Man ist zwar umgeben von tausenden Geräuschen, muss aber schon genauer hinsehen, um die Insekten, Spinnen und Frösche zu entdecken. Tag 3 Es ging weiter stromabwärts bis zur Einmündung des Rio Manu, den wir dann weiter stromaufwärts gefahren sind. Erster Stopp war die Rangerstation, wo wir unsere Papiere stempeln lassen mussten, so einfach kommt man nämlich nicht in den eigentlichen Park. Auf dem Weg zur Machiguenga Lodge haben wir einige kurze Stopps und Wanderungen gemacht. Unter anderem zu einem Oxbow-Lake. Das sind Seen, die Reste des Rio Manu sind. Im Laufe der Jahre ändert dieser immer wieder seinen Verlauf und Abschnitte des ehemaligen Flussverlaufes werden zu bogenförmigen Seen. Die größeren dieser Oxbowlakes bieten den seltenen Riesenottern Unterschlupf. Tag 4 Am frühen Morgen ging es von der Machiguenga Lodge zu einem kleinen Macaw Clay Lick. Das sind Stellen, an denen sich Aras treffen, um Lehm zu fressen, der ihnen bei der Verdauung ihrer häufig sehr säurehaltigen Nahrung dient. Leider sind Aras extrem scheu und jeder kleine Laut oder ein Greifvogel am Himmel hindert sie am Abstieg aus den Bäumen. Am Nachmittag haben die Manager der Lodge, beide Machiguenga, etwas über ihre Kultur erzählt und einige typische Fertigkeiten demonstriert. Das war anfangs etwas komisch, da man sich wie in einem menschlichen Zoo fühlte, lockerte sich allerdings sehr schnell auf. Der Erstkontakt zu den Machiguenga wurde erstmals in dern 1970ern hergestellt. Bis dahin lebten sie isoliert im Amazonas entlang des Rio Manu. Sie haben als einzige das Recht im Manu Reservat weiterhin zu jagen und zu fischen, alles mit Pfeil, Bogen und Speer versteht sich. Die Hauptnahrungsquelle ist Fisch, aber es kommen auch Affen und Capywaras auf den Tisch. Die Lodge wurde den Machiguenga um 2000 herum zur Verfügung gestellt. Das Problem war nämlich, dass die Peruaner mit den Machiguenga gehandelt haben: eine Machete für vier Affen, ein Messer für drei Vögel usw. Also illegaler Tierhandel. Um dem einen Riegel vorzuschieben, dient die Lodge jetzt als Einnahmequelle. Die Machiguenga bewirtschaften die Lodge, stellen ihre Kultur vor und leben somit vom Ökotourismus. Der Manager Jesus, ein sehr junger Machiguenga, war sehr stolz hier arbeiten und über seine Kultur und seine Heimat berichten zu können. Eine interessante Sache noch: Erstkontakt war in den 1970ern. In den 1980ern sind dann irgendwelche Schlaumeier auf die Idee gekommen, die Machiguenga zum Katholizismus zu bekehren. Das hat zum Glück nicht geklappt und die Machiguenga halten weiterhin an ihrem Glauben fest. Dummheit kennt echt keine Grenzen. In den 1980ern Naturvölkern eine westliche Religion aufzuzwingen...als hätte man aus der Geschichte der Menschheit nichts gelernt... Was bilden die sich eigentlich ein? Wie kann man so überzeugt von seiner schxxx Religion sein, dass man sie jedem aufzwingen muss? Fehlt nur noch, dass die Veganer dort einfallen... Zum Abend ging es ein zweites Mal auf den Oxbowlake Cocha Salvador. Dort haben wir dann erneut die Riesenotter beobachten können und im Dunkeln auch einige Kaimane. Tag 5 Früh aufs Boot, auschecken an der Rangerstation und Weiterfahrt zur Hummingbirdlodge. Dort dann das erste Mal etwas Freizeit, um das wachsende Schlafdefizit auszugleichen. Am Nachmittag sind wir dann eine Stunde zu einer Tapir Clay Lick gewandert. In der Gegend leben einige Tapire, die hier in den frühen Nachtstunden den Lehm fressen. Auf dem Beobachtungsturm standen für jeden Matratzen, Moskitonetze, Decken und Kopfkissen bereit. Jetzt hieß es abwarten... Nach dem Abendessen und dem Einbruch der Dunkelheit sind aber alle, außer Guide Wilfredo, vor Erschöpfung eingeschlafen. Um 21Uhr hat er uns dann geweckt und wir sind ohne Tapir zurück zur Lodge, um noch knapp 6 Stunden zu schlafen. Tag 6 In aller Herrgottsfrühe sind wir mit dem Boot zu einer großen Macaw Clay Lick gefahren. Dort gab es das heiß ersehnte Frühstück und wir haben uns auf die Lauer gelegt. Nach einigen Stunden haben sich die großen Aras dann endlich auf die Lehmklippe bequemt. Etwa 80 Vögel unter lautem Gezehter. Sehr viel spannender war aber ein Nebenschauplatz: Im Gras vor der Lehmklippe hat ein Great Hawk nach dem Nest eines Great Kiskadee gesucht. Die beiden kleinen Vögel haben den Adler immer wieder attackiert, 40 Minuten lang, vergebens... Mit dem Nest in den Krallen ist der Adler dann abgehoben, um sich aus dem Staub zu machen. Dabei hat einer der Great Kiskadees den Adler weiterhin angegriffen, ist in dessen Nacken gelandet und hat auf den Kopf des Adler eingepickt. Alles im Flug wohlgemerkt... Abends sind wir wieder auf Tapirpirsch gegangen. Diesmal mit Erfolg! Um 21Uhr kam Wilfredos Weckruf. Auf der Lichtung fanden sich zwei Tapire ein, Mutter und Kind. Nach etwa zehn Minuten sind die beiden dann wieder im Wald verschwunden und wir in unseren Betten. Tag 7 Abfahrt 04:30 Uhr mit dem Boot nach Colorado. Colorado ist eine mehr oder weniger illegale Stadt mit ca. 20000 Einwohnern, die sich allerdings weitflächig entlang der Ufer des Rio Madre de Dios verteilen. Dort wird fleißig illegal Gold gewaschen. Das Ganze unter Zuhilfenahme von Quecksilber, welches somit in den Fluss gelangt. Studien haben gezeigt, dass die Tiere und Menschen nicht nur flussabwärts darunter leiden. Auch sehr weit flussaufwärts lassen sich die Spuren des Quecksilbers finden. Viele Fische ziehen weit in den Rio Manu hinauf, um dort zu laichen. Somit gelangt das Quecksilber auch dort in die Nahrungskette. In regelmäßigen Abständen kommen Militär und Polizei in die Region und zerstören das gesamte Equipment. Allerdings ohne Erfolg. In kurzer Zeit ist alles wieder aufgebaut. Eine dauerhafte Kontrolle ist nicht möglich, Korruption und Kriminalität halten das Business am Laufen... Nach etlichen Stunden im Auto waren wir dann am frühen Abend wieder in Cusco, haben unseren Guide Wilfredo zum Essen eingeladen und sind alle unserer Wege gegangen. Fazit: Es lohnt sich absolut das Geld dafür auszugeben. Keine Ahnung, wie lange dieses Ökosystem mit seiner gigantischen Biodiversität noch so gut erhalten bleibt. Die Eindrücke die einem alle Sinne dort vermitteln, wird man sein Leben nicht mehr vergessen... |
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