No pain no flame...Nachdem am Auto alles erledigt war, ging es auf Empfehlung von z.B. Esther und Jörg und vielen anderen Richtung Acatenango. Der Acatenango ist ein Kegelvulkan südwestlich von Guatemala City. Das Besondere ist, dass man vom Acatenango aus den benachbarten Fuego sehen kann, der, wie der Name schon verrät, ein aktiver Vulkan ist. Anfangs hatte ich noch Zweifel, ob ich mir die Tour zutrauen, aber nachdem Hester und Lawrence mir ein paar Bilder von ihrem Aufstieg gezeigt hatten, war klar, dass ich da nicht drum herum komme. In einem Dorf am Fuße des Vulkans habe ich bei einer Familie übernachtet, die geführte Touren zum Gipfel anbietet, aber auch Lagerplätze zum Campen vermietet. Da ich große Gruppen und geführte Touren wenig leiden kann, habe ich mich für die Version mit Camping entschieden. Das hieß allerdings auch, dass ich alle Ausrüstung (Zelt, Schlafsack, Essen und viiieeel Wasser) selber schleppen musste. Direkt von der Straße geht es steil bergauf durch losen tiefen Sand. Wer auch immer den Weg geplant hat, hat von Serpentinen anscheinend noch nichts gehört. Der Weg geht überwiegend direkt den steilen Kegel hoch. Der Weg extrem staubig und sandig. Dementsprechend haben sich die nur 6 Kilometer Strecke auf fast 5 Stunden ausgedehnt. Meine Ausdauer hat gut mitgespielt, aber leider hat die Höhenkrankheit zugeschlagen. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, habe ich fast nur geschlafen und mit Kopfschmerzen gekämpft. Im Laufe des Nachmittages sind einige geführte Gruppen im Lager angekommen und haben kleine Hütten bezogen, die von den Locals abenteuerlich am Hang aufgebaut wurden. Diese Lager mit den vielen Cabañas scheinen wenig reguliert zu sein. West- und Osthang, beide mit Blick auf den Fuego, sind überwiegend entwaldet, um Platz für den Hüttenwildwuchs zu machen. Das ganze Ausmaß wurde mir aber erst am folgenden Tag bewusst. Obwohl ich direkt vom Zelt aus den Fuego rummeln hören und speihen sehen konnte, habe ich davon nicht viel mitbekommen. Immer wieder habe ich die anderen jubeln hören, konnte mich aber nicht aufraffen den Fuego längere Zeit zu beobachten. Das was ich gesehen habe war allerdings beeindruckend. Glühende Lava fliegt hunderte Meter in die Höhe, landet auf den Hängen des Kegels und fließt rotglühend daran herunter, dann kommt der Donner. Einmalig! Optimistisch hatte ich mir den Wecker auf 4 Uhr morgens gestellt, um den Aufstieg auf die Spitze des Acatenango zu wagen. Und siehe da, pünktlich zum Klingeln des Weckers waren die Kopfschmerzen weg und es ging mir deutlich besser. Ich einer Gruppe mit Guides bis zum Kraterrand gefolgt, denn allein hätte ich den Weg im Dunkeln nur mit Stirnlampe wohl nicht gefunden.
Oben angekommen, begrüßten mich locker einhundert weitere Menschen. Je näher der Sonnenaufgang kam, desto mehr geführte Gruppen kamen auf den Gipfel und kämpften um die besten Selfieplätze... So spektakulär fand ich das aber nicht mehr. Ja, der Sonnenaufgang war schön, v.a. mit den Schatten anderer Vulkane auf der Oberseite der Wolken, man sah aber die fliegende Lava in der Dämmerung nicht mehr. Der finale Aufstieg lohnt sich aber trotzdem. Nachdem die meisten Gruppen weg waren, habe auch ich mich auf den Weg gemacht. Im Lager wurde schon fleißig der (Plastik-)Müll der Touris verbrannt, warum sollte man den auch wieder mit ins Tal nehmen. Ist ja nur ein Nationalpark. Auch unterwegs keine 10 Meter Wanderweg ohne Müll. Entlang des Weges gibt es zwei Verkaufsbuden, die den üblichen Chips- und Krackerkram und Wasser bzw. Soda verkaufen. Die Verpackungen und Flaschen fliegen links und rechts in die Natur. Schade eigentlich. Ich hätte erwartet, dass die Guides da etwas mehr hinterher wären. Ok, genug gemeckert. Der Abstieg war die Hölle. Vier Stunden steil bergab ohne ebene Streckenabschnitte. Im unteren Teil sind dann schon die neuen Reisegruppen zu Hunderten aufgestiegen. Der Weg war dadurch so staubig, dass viele mit Masken oder Mundtüchern gelaufen sind. Der Staub ist am Schweiß kleben geblieben und alles färbte sich grauschwarz. Immer wieder musste ich mit zitternden Beinen Pausen einlegen. Schließlich bin ich völlig am Ende im Dorf angekommen. Am Straßenrand zig Reisebusse, die weitere Gruppe für den Aufstieg entladen haben. Unglaublich, was da täglich 365 Tage im Jahr an Menschen hochgetrieben wird... Einige sahen auf den ersten 500 Metern schon völlig fertig aus. Da konnte ich mir das Grinsen hinter meinem Mundtuch nicht verkneifen... Zurück am Auto gab es in einem kleinen Laden einen riesen Becher Coldbrew und ein Rote Beet Smoothie. Nachdem alle Körperstellen und Klamotten mit Druckluft grobgereinigt waren, habe ich mich auf den weiteren Weg gemacht. Logisch, dass ich mich die nächsten vier Tage vor Muskelschmerzen kaum bewegen konnte... 😂 Wer viel fährt muss auch mal schrauben...Nach dem Besuch von Tikal stand ein Besuch einer Werkstatt in der Nähe von Guatemala City auf dem Programm. Ich bin beim Ansehen einiger Reisevideos auf diese Werkstatt gestoßen. Das Besondere: sie kennen sich besonders gut mit LandCruisern aus, man auf dem Gelände campen und man kann mitschrauben (... und dabei was lernen). Aber bis dahin waren es noch einige Kilometer und Tage, leider.
Also erstmal ein kurzer Stopp in Flores. Flores liegt direkt an einem schönen See und bietet im Zentrum viele nette Cafés und ist für viele Reisende Ausgangspunkt für Tagesausflüge nach Tikal. Aufgrund des hohen Wasserstandes im See war ein Teil der Altstadt überflutet, was das Finden und Erreichen meines auserkorenen Cafés erschwert hat. Koffeeiniert und mit einem Sauerteigbrot im Beutel ging es noch kurz in den Supermarkt. Ich brauchte unbedingt noch ein paar Dinge, da ich in Belize nicht einkaufen war. Mit dem Wichtigsten ausgestattet ging es auf die Piste. Zwei extrem anstrengende Fahrtage später bin ich völlig erschöpft bei Rodrigo und Axel in der Werkstatt angekommen. Wer denkt, die Menschen in Mexiko fahren wie die Henker, der hat Guatemala noch nicht erlebt. Extrem rücksichtslos, egoistisch und aggressiv, ist ja aber auch kein Problem: Jesus hängt ja am Rückspiegel oder klebt auf der Heckscheibe... Der Aufenthalt bei Axel und Rodrigo hat sich über fünf Tage hingezogen. Das lag zum Einen an der Zeit zum Besorgen der benötigten Ersatzteile (Öl, Ölfilter, Luftfilter) und an einem Tagesausflug nach Antigua. Antigua ist eine sehr ursprünglich erhaltene Stadt mit Unmengen an Kirchen und dementsprechend viel religiöser Aktivität. Hier habe ich mich mit Hester und Lawrence getroffen (die aufmerksame Leserin wird die Beiden bereits aus Dawson City und La Paz kennen). Wir haben zusammen eine Stadtführung begonnen, die so langweilig und schlecht war, dass wir uns nach einer halben Stunde heimlich ausgeklingt haben. Im nächstgelegenen Restaurant haben wir uns dann eine lange Zeit über unsere Reiseerfahrungen, Photographie und natürlich Kaffee ausgetauscht (von Hester hatte ich u.a. die Empfehlung für die Kaffeetour bei Erick in Córdoba bekommen). Anschließend haben wir den Ort auf eigene Faust erkundet, viele Fotos gemacht und noch einen guten Kaffee in einem kleinen Café getrunken. Der Tag war schneller vorbei als gedacht und ich bin wieder zurück zur Werkstatt gefahren. Zwei Tage später war es dann auch schon Zeit für den Abschied von Axel und Rodrigo. Gordo wurde anständig gewartet: Ölwechsel, Luftfilterwechsel, abgeschmiert, Bremsen und Radlager gecheckt sowie die Reifen rotiert. Mit einem abschließenden Portrait auf der Speicherkarte ging es auf ins nächste (feurige) Abenteuer... Ruinen die ruinieren...Der Grenzübergang von Belize nach Guatemala war ein Abenteuer, das Komplizierteste, was ich bisher erlebt habe. Zum Glück ist das gesamte Prozedere bei iOverlander gut beschrieben. Benötigt werden ein Haufen Kopien, die ich zum Glück schon hatte. Bis auf eine... Der Stempel im Reisepass ist noch nicht richtig trocken, da muss man bereits eine Kopie davon vorlegen. Die wird natürlich nicht mit dem Kopierer direkt neben dem Beamten gemacht. Mit Pass gehts aus dem Gebäude auf die andere Straßenseite, wo man in einem kleinen Verschlag eine Kopie machen lässt und diese wieder ins Zollgebäude bringt. Dann Zettel und Stempel und eine Zahlungsaufforderung für eine Importgebühr. Die kann man natürlich nicht direkt dort bezahlen, also ab einen Kilometer in den Ort zur Bank und Nummer ziehen. Nur 30 Leute vor uns (uns, weil Insa und Christian mit dabei waren). Nach 30 Minuten ohne Ergebnis wieder zur Grenze und zur Kopiebretterbude. Auch hier kann man die Gebühr bezahlen, allerdings gegen Gebühr... Nach ca. 2 Stunden hin und her war aber alles erledigt und die Reise konnte weitergehen. Insa und Christian sind nach der Grenze direkt nach Flores gefahren, für mich ging es erstmal in den Yaxha Nakum Naranjo NP.
Der Nationalpark liegt etwas ab vom Schuss, man muss ca. 25 Kilometer nördlich in den Dschubgel fahren. Hier befindet sich eine relativ kleine Ausgrabungsstätte. Klein, weil bisher nur wenig freigelegt wurde. Das Highlight hier ist der Blick von einer der Pyramiden auf den angrenzenden See. Leider bin ich nicht bis zum Sonnenuntergang geblieben, um die Sonne im See versinken zu sehen. Nachträglich betrachtet, hätte ich das mal machen sollen. Aber ich wollte unbedingt noch nach Tikal kommen. Der Campground in Yaxha liegt direkt am See und die Übernachtung ist im Preis inbegriffen. Nach einer kurzen Runde durch die Stätte, unter ständiger Begleitung von Howler- und Spidermonkeys, ging es also wieder zurück zur Hauptstraße und Richtung Tikal. Tikal. Spätestens nachdem ich Adriano auf der Baja getroffen hatte, war klar, dass Tikal ganz oben auf die Liste muss. Immerhin wurde hier 1974 eine Szene für einen der Star Wars Filme gedreht. Tikal war dabei die Basis der Rebellen. Als Fan der Star Wars Serie also ein Muss. Relativ spät kam ich am Eingang in den Tikal NP an. An der Kasse habe ich mich fast auf den Rücken gelegt. Die Eintrittspreise sind extrem hoch. Dazu kommt ein undurchsichtiges System aus Extrakosten und Gebühren. Fährt man zum Abend in den Park, übernachtet auf dem einfachen Campingareal, besucht am nächsten Morgen die Ruinen, macht zum Sonnenuntergang eine Führung, geht ins Museum, schläft noch eine Nacht und fährt am nächsten Morgen aus dem Park, ist man pro Person gute 100 € los (man bekommt aber gaaaanz viele bunte Armbänder, damit die Wärter wissen was alles bezahlt ist...). Hier werden die Touris also richtig gemolken, was einen leichten Nachgeschmack hinterlässt. Für Nachahmer würde ich aus Kostengründen Tikal eher als Tagesausflug empfehlen. Yaxha bietet sich zum Übernachten an, da, wie gesagt, die Übernachtung im Preis enthalten ist. Trotzdem, ich will nicht wieder nur meckern, war Tikal ein Highlight. Die riesige Ausgrabungsstätte ist beeindruckend, auch wenn man nicht wegen Star Wars hier ist. Gegen Mittag hat mich ein heftiger Regenschauer erwischt, die Regenzeit beginnt. Innerhalb kurzer Zeit war es dunkel und es fielen Unmengen Wasser vom Himmel. Wer schonmal einen Regenschauer im Dschungel erlebt hat, wird wissen, wie herrlich das ist. Der Klang der großen Tropfen auf dem harten Laub der Bäume hat einen besonderen Klang. Logisch, dass ich ganz entspannt und klitschnass meine Runde beendet habe, wieder unter Beobachtung diverser Affen und endlich auch mal Tukanen. Zum Abend hatte ich noch eine Sonnenuntergangsführung gebucht. Der Park schließt um 17 Uhr, will man länger bleiben geht das nur mit Führung. Es gab ein paar interessante Informationen zur Stätte und zum Leben der Mayas. Den Sonnenuntergang von einer der Pyramiden aus zu betrachten war einmalig. Zurück ging es im Dunkeln, Skorpione und Schlangen inbegriffen. Gut, Tikal kann also von der Liste gestrichen werden. Und natürlich habe ich die Star Wars Titelmelodie gesummt, als ich oben auf der Pyramide saß... Belize in vier Tagen...Der Grenzübertritt nach Belize verlief absolut unproblematisch, niemand der sich als Helfer aufdrängt oder Geldtausch anbietet. Während die ganzen Dokumente gedruckt, ausgefüllt und gestempelt wurden, habe ich mich sehr darüber gefreut, wie extrem gut die Grenzbeamtinnen Englisch sprachen. Die fehlende Sprachbarriere hilft ja vor Allem bei solchen bürokratischen Angelegenheiten. Später sollte ich lernen, dass Englisch in Belize Amtssprache ist. Mal wieder gut auf das Reiseziel vorbereitet... Mit dem vierten neuen Stempel im Pass ging es in den ersten größeren Ort um Geld abzuheben. Grenzregionen sind ja in der Regel nicht besonders aussagekräftig, aber Belize erschien mir sofort deutlich sauberer als Mexiko, aber auch deutlich ärmer. Die Häuser sehr viel einfacher, in den Ortschaften häufig unbefestigte Straßen. Zweiter Stopp war ein kleines Restaurant bei dem man auch hätte übernachten können. Ich habe mich nur für etwas Kulinarisches entschieden, ein paar Kilometer wollte ich schon nich schaffen. Wie meistens, wenn ich schon mal was essen gehe, frage ich nach dem, was die Einheimischen am liebsten bestellen bzw. was besonders lokale Gerichte sind. Reis mit Bohnen (wirklich nur Reis mit ein paar Bohnen drin) war nicht so meins, aber die "Stuffed Jalapeños" waren zum Niederknien: scharfe Jalapeños gefüllt mit gewürztem Frischkäse, paniert und frittiert. Mit vor Schärfe tränenden Augen habe ich mich weiter auf den Weg gemacht. In Orange Walk bin ich zum Übernachten eingekehrt. Auf der Wiese eines etwas abseits gelegenen Restaurants konnte ich mein Lager aufschlagen. Direkt am Fluss mit vielen Moskitos und morgendlichem Besuch vom lokalen Krokodil. Die kleine Attraktion wird natürlich mit Essensresten angefüttert... Den Gästen gefällts. Abends wollte ich zum Fotographieren kurz in den Ort, wurde aber auf dem Weg dorthin von einem Lokal angesprochen. Was als nettes Gespräch begann (aus dem Knast raus, neues Leben begonnen, in der Gemeinde engagieren, usw. usf.) endete mit recht forschen Forderungen nach Geld. Mein Fehler, hätte ich ahnen müssen. Ergebnis: keine Bilder, etwas weniger Bargeld. Am nächsten Morgen bin ich in den Bocawina Falls Nationalpark gestartet. Auf dem Weg dorthin lag direkt an der Straße der Belize Zoo. Der Name täuscht, denn es handelt sich um ein Sanctuary für verletzte oder aus Gefangenschaft befreite Tiere. Der "Zoo" ist super angelegt, es wurde viel Wert darauf gelegt, den Tieren viel Platz und natürlich gestaltete Gehege zu bieten. Man hat also eher das Gefühl durch dichten Dschungel zu laufen. Alle Tiere habe ich aufgrund der frühen Tageszeit nicht gesehen (z.B. Puma, Ozelot), dafür aber Tapiere, Spidermonkeys, Krokodile, Jaguar, Geier. Zum Abend bin ich schließlich im Nationalpark angekommen und habe einen super Stellplatz mit eigener Lichterkette abbekommen. Direkt nach Ankunft bin ich noch schnell zu ein paar Wasserfällen gewandert, um mich etwas abzukühlen und den Schweiß von der Haut zu bekommen. Am nächsten Morgen bin ich zu den Antelope Falls gewandert. Nach den ersten 100 Metern bereits wieder klitschnass, haben der Wasserfall und der kleine Pool für eine willkommene Erfrischung gesorgt. Als ich chillig auf einem Stein saß und die Füße im Wasser baumelten, habe ich mich erschrocken, weil etwas zwischen meinen Zehen gezwickt hat. Nach genauerer Beobachtung stellte sich heraus, dass hier diese kleinen Fische leben, die einem die tote Haut abfressen (wird ja auch als 'Wellness' angeboten). Mein Fall war das nicht, ich hab jedes Mal gezuckt und meine Füße aus dem Wasser gezogen, wenn einer der Fischchen zubiss. Meine zarten Füße sind dafür nicht gemacht. Zurück am Auto schnell Sachen gepackt und wieder ab auf die Straße. Nächster Stopp "Marie Sharp Hot Sauce" Fabrik. Hier wird eine kurze Führung durch die Fabrik angeboten und anschließend darf man 16 verschiedene Hot Sauce verkosten, bis einem Flammen aus dem Mund kommen (... und am nächsten Tag ordentlich die Puperze brennt). Interessant war, dass alles was an Jalapeños, Habaneros und Chilis verarbeitet wird, aus lokalem Anbau anstammt. Außerdem mussten sie extra für den Export der Saucen nach Deutschland eine Röntgenkontrolle in den Prozess einarbeiten. Anderen Ländern scheint es also egal zu sein, wenn sich Glassplitter oder andere Dinge in den Flaschen befinden... Übernachtet habe ich bei "Mikes Place", hier kann man Cabañas mieten oder auf dem Gelände campen. Ich war der Einzige vor Ort, hatte also die volle Auswahl. Entschieden habe ich mich für einen Platz inmitten von Kokospalmen, an denen ich mich bedienen durfte. Logischerweise habe ich das sehr ernst genommen und literweise Kokoswasser getrunken. Da freut sich doch der kleine Junge, wenn man mit dem großen Messer die Kokosnuss vom Baum schlägt, öffnet und dann das erfrischende Nass direkt in den Mund laufen lässt. Nach sooooo viel Arbeit ging es unter die heiße (in Worten: H E I S S E) Dusche. Paradisisch. Ausgehend von Camp hätte ich noch eine Höhlentour machen können, aber 75 $ pro Person erschienen mir dann doch etwas übermotoviert. Wenigstens bin ich noch bis in den Höhleneingang geschwommen, habe mir von den Hautfresserfischen an den Füßen knabbern lassen (...ekliges Gefühl). Auf dem Rückweg zum Highway, Mikes Place liegt etwas außerhalb im Dschungel, habe ich einen Abstecher und eine kleine Wanderung zu den Big Rock Falls gemacht. Nach zwei Stunden Chillerei und Baden und Lesen ging es weiter zum letzten Stopp in Belize. Kurz vor der Grenze zu Guatemala gibt es in San Antonio ein kleines Restaurant, bei dem man übernachten kann. Dort habe ich Insa und Christian kennengelernt. Wie es der Zufall so wollte, kommen die beiden praktisch aus einem Nachbarort. Kleine Welt. Da die beiden auch am Folgetag über die Grenze wollten, beschlossen wir kurzerhand das gemeinsam zu tun. Ja, wer aufmerksam gelesen hat, wird festgestellt haben, dass ich nur vier Tage in Belize unterwegs war. Belize ist ein sehr kleines Land, vom Grenzübergang in Chetumal, Mexiko, bis zum Grenzübergang in San Antonio sind es nicht einmal 300 km. Der Norden ist recht langweilig, da flach und fast ausschließlich Zuckerrohrplantagen. Südlich vom Bocawina Falls NP geht es tief in den Dschungel und es wird bergiger. Hier hätte man sicher mehr Zeit verbringen können. An der Karibik war ich gar nicht. Hier hätte man von Belize City aus mit dem Flieger zu einer der vielen kleinen Inseln fliegen und tauchen gehen können. Leider kostet das auch eine gute Stange Geld, denn Belize ist teuer. In so einem Land würde man, v.a. wenn man aus Mexiko kommt, solche Preise nicht erwarten. "Schuld" sind die Nordamerikaner, die hier im Winter mal schnell hinfliegen und ordentlich Geld da lassen. Dementsprechend wird abgemolken... Eine weitere Ausrede für die wenigen Tage in Belize ist die Hitze. Knapp 40 Grad und über 80 % Luftfeuchtigkeit. Das sagt meinem verweichlichten Körper nicht zu und auch mein Hirn schwummert bei den Temperaturen nur so vor sich hin... Also ab nach Guatemala, denn da wird es besser... hahahahahaha 😂🤣😂🤣😂 Belize Zoo
Karibik ohne Salz und Sand...Nachdem Vale und Marc sich davon gemacht hatten, stand ein weiterer heißer Tag bevor. Da wir in den letzten Tagen sehr viel gefahren sind, hatte ich beschlossen, hier noch einen Tag Pause zu machen. Das einem in Bacalar auch echt nicht schwer: türkisblaues Süßwasser, grüner Rasen, also absolutes Karibikfeeling ohne Salz und Sand. Also zack ein Kajak gemietet und ab aufs Wasser. Ich muss echt albern ausgesehen haben. Trotz der Temperaturen habe ich mich komplett in lange Klamotten eingehüllt, mit der Sonne im Zenith und auf dem Wasser sollte man nicht spaßen. Ziel meiner Paddeltour sollte der Canal de los Pirates sein. Der war unschwer zu erkennen, da alle Ausflugsboote diesen anfuhren. Während ich mich in meiner kleinen offenen Nussschale gegen den starken Gegenwind kämpfte, fuhren die richtigen Touristen mit Motorkraft und in orangenen Schwimmwesten an mir vorbei. Der Canal wurde angeblich von den Mayas angelegt um eine Wasserverbindung zwischen zwei Lagunen und eine Verbindung zum Meer zu schaffen. Das Wasser hier erstrahlt in 50 shades of türkis. Absolut atemberaubend. Die ankommenden Touriboote setzen hier ihre Fracht ab, begleitet von wummernder Musik: Der Anblick ist erschütternd... Zig weibliche und männliche, junge und trainierte Instakörper laufen mit Smartphone in der einen und Bierdose in der anderen Hand durch das hüfttiefe Wasser. So genießt man Natur! Paddelt man ein paar Meter weiter durch den Kanal, hat man die schöne Mangrovenwelt allerdings für sich allein. Das über 30 Grad warme Wasser lädt zu einem Bad ein und man kann sich entspannt von der Strömung im Kanal treiben lassen.
Nachdem ich erschöpft zurück war ging es zeitig ins Bett, denn am nächsten Tag sollte es früh über die Grenze nach Belize gehen. Team up mit der Schweiz...Beim letzten Telefonat mit meinen Eltern wurden mir Beschwerden ob der Unregelmäßigkeiten mit denen die Blogs hochgeladen werden. Daher widme ich diesen Eintrag Jan, der den hoffentlich wieder heimlich auf Arbeit lesen wird...
La Jungla ist ein kleiner Campground in der Nähe von Catemaco und liegt in einem kleinen Bereich an der Küste, der typische Dschungelflora und - fauna aufweist. Hoch gelobt bei iOverlander, bin ich evtl mit überzogenen Vorstellungen angekommen. Dschungelfeeling ja, Sanitäranlagen ok, wenig Platz, drei freilaufende Schäferhunde. Am zweiten Tag vor Ort kam ein Pärchen aus der Schweiz an. Das Besondere: auch sie fuhren einen Toyota Landcruiser. Das verbindet sofort und somit stand schnell fest, dass wir die folgenden Tage gemeinsam verbringen würden. Für mich gut, da mir die Einsamkeit doch schon langsam aufs Gemüt schlug. Eigentlich hätten wir gerne noch eine Nacht hier verbracht, wenn die schxxx Köter nicht gewesen wären. Typisch für Mexiko hatten die Tiere keine Erziehung genossen. Bei Tageslicht konnte man sich noch frei auf dem Grundstück bewegen, nachts hingegen wurde wir mehrfach auf dem Weg zur Toilette von den drei Hunden aggressiv angegangen. Vom Besitzer keine Spur... So haben Vale, Marc und ich uns am nächsten Morgen auf den gemeinsamen Weg gemacht. Erster Stopp La Venta und die dortige Ausgrabung der Olmekenkultur. Viel kann ich dazu nicht sagen, da mal wieder kaum Infos auf Englisch zu finden waren. Ein paar Steine und Figuren später saßen wir wieder im Auto und haben etliche Kilometer auf ziemlich schlechter Piste hinter uns gebracht. Zum Glück sind Marc und Vale vor gefahren, sodass ich nicht navigieren, sondern nur dran bleiben musste. Nach etlichen Stunden Fahrt sind wir schließlich in Palenque angekommen. Palenque ist bekannt für seine große Ausgrabungsstätte mitten im Dschungel. Übernachtet haben wir an einem Restaurant, welches fußläufig zur Ausgrabung liegt. Begrüßt wurden wir dort von einigen Brüllaffen, die hoch in den Bäumen ihre markerschütternden und lauten Schreie zum Besten gaben. Angenehm klingen die relativ kleinen Affen nicht, aber es ist erstaunlich, wie so viel Lärm aus einem so kleinen Tier kommen kann. Am folgenden Tag haben wir uns gemeinsam die Pyramiden angeschaut. Wirklich beeindruckend. Nur ein kleiner Teil ist bisher freigelegt worden. Der Großteil liegt noch dicht bewachsen im Dschungel. Das macht meiner Meinung auch den Charme dieser Stätte aus. Einige Pyramiden sind komplett freigelegt und begehbar, andere sind von dicken Wurzeln durchbrochen und von Vegetation überwachsen. Man fühlt sich sofort an Indiana Jones oder Tomb Raider erinnert. Nach den Pyramiden sind wir für die nächste Übernachtung zu den Cascadas Roberto Barrios gefahren. Ein tolles Areal mit günstigem Camping und, Trommelwirbel, Schattenplätzen! Die Wasserfälle sind atemberaubend schön. Das azurblaue Wasser ergießt sich über mehrere Stufen von einem Pool in den nächsten. Einer davon bietet besten Blick auf den Sonnenuntergang über dem Dschungel. Wir mussten nicht lange abstimmen. Schnell stand fest, dass wir hier noch einen Tag bleiben und das Wasser und die Ruhe genießen. Der Ruhetag verging viel zu schnell. Vale hat ein Brot und Kuchen gebacken, wir haben viel erzählt und am Abend gemeinsam am Feuer gesessen. Es war wirklich schön endlich mal wieder Gesellschaft zu haben. Nächster Stopp sollte die Ausgrabungsstätte Calakmul sein. Auch diese liegt tief im Dschungel nahe der Grenze zu Guatemala. Leider war unser Timing nicht richtig. Nach zwei anstrengenden Fahrtagen wurde uns am Eingang mitgeteilt: Montags geschlossen! Nach kurzer Abwägung der Optionen war klar, es geht weiter nach Bacalar. Die folgenden 150 km waren eine Tortur. Die gesamte Strecke ist praktisch eine riesige Baustelle, weil parallel zur Straße eine Bahnstrecke, Tren Maya, gebaut wird. Somit sind hunderte LKW unterwegs, der Verkehr wird immer wieder gestoppt, um LKW ein- und ausfahren zu lassen. Dazu kommt, dass die Straße so tiefe Löcher hatte, dass alle Fahrzeuge die komplette Fahrbahnbreite ausnutzen, Gegenverkehr hin oder her. Wir haben auf dem Weg noch einen Stopp an einer kleineren Ausgrabungsstätte gemacht, eine willkommene Pause nach dem Fahrstress. Pünktlich zum Sonnenuntergang haben wir in Bacalar unser Camp aufgeschlagen. Bacalar liegt an einer riesigen türkisblauen Süßwasserlagune. Es sieht aus wie an einem karibischen Bderbuchstrand, nur ohne den Sand und das Salz. Logisch, dass wir nach dem Abstellen der Motoren als Erstes in das kühlende Nass gesprungen sind. Fix und fertig vom langen Tag haben wir uns früh in die Betten verzogen. Am nächsten Morgen haben sich unsere Wege leider wieder getrennt. Vale und Marc wollten weiter nach Yukatan in den Norden und für mich sollte es weiter nach Belize gehen. Yukatan und v.a. die vielen Cenoten hätte ich auch noch gerne erkundet, da ich aber etwas Zeitdruck stand, habe ich mich dagegen entschieden (Anmerkung aus der Zukunft: drei bis vier Tage hätte ich durchaus noch gehabt... hinterher ist man immer schlauer!). Nachdem ich mein Portrait von den beiden im Kasten hatte und dem davonfahrenden LandCruiser gewunken hatte, war ich wieder allein allein, davor war's schöner allein zu sein... (Vielen Dank euch beiden für die tolle Zeit, die Gespräche, das gemeinsame Kochen und die bleibenden Erinnerungen!) Kaffeedröhnung in Córdoba...Endlich ist/ war es soweit. Wer mich kennt, wird wissen, dass ich mich sehr für Kaffee interessiere. Córdoba bietet hier beste Voraussetzungen sich weiter über das Thema zu informieren, nucht zuletzt, weil Córdoba als Ausgangspunkt für den Kaffeeanbau in Mexiko gilt. Direkt nach meiner Ankunft habe ich eine geführte Tour im Mueso del Café gebucht und habe die Wartezeit im Café Hérman Thómas verbracht. Die Besitzer haben mehrfach die weltweit ausgezeichnete 'Cup of Excellence' gewonnen. Dabei geht es um die Qualität des gerösteten Kaffees, die von einer internationalen Jury bestimmt wird. Für Neulinge im Kaffeegame könnte ein Besuch hier zu etwas Verwirrung führen. Man kann nicht nur aus mehreren Bohnen sondern auch aus acht! verschiedenen Zubereitungsmethoden wählen. Genial! Gezuckert und caffeiniert bin ich zur Tour im Kaffeemuseum, leider wieder auf spanisch. Auch die meisten Infotafeln waren nur auf spanisch. Naja, einen Teil habe ich halbwegs mitbekommen, mein Vorwissen hat dabei geholfen. Am Ende der Tour gab es noch eine kleine Verkostung und ich habe mich im Museumsshop mit Bohnen eingedeckt. Die werden hier direkt vom Erzeuger, meist sehr kleine Farmen, zu verhältnismäßig günstigen Preisen verkauft.
Von Hester und Lawrence hatte ich die Empfehlung zu einer Kaffeetour auf der 'Ex Hacienda Guadalupe' bekommen. Erick hat die Hacienda wieder aufleben lassen, um Besuchern zu zeigen, wie das Leben, v.a. auch für die Sklaven, zur damaligen Zeit war. Man bekommt also eine Führung durch das schöne Gebäude, den Garten und einen Teil der Kaffeeplantage. Was für mich neu war, war, dass viele Bauern in der Gegend vom Kaffeeanbau zum Anbau von Zuckerrohr wechseln. Gründe dafür sind das sich verändernde Klima, was den Anbau von Kaffee erschwert, sowie der fallende Preis von Kaffee auf dem weltweiten Markt. Dies hängt zum Teil damit zusammen, dass Länder wie Brasilien Kaffee auf riesigen Feldern anbauen, die kostengünstig maschinell geerntet werden können. Handgepflückter Kaffee verursacht deutlich höhere Kosten, weil die Kaffeekirschen in einem Zeitraum von drei Monaten reifen (beim Anbau von Zuckerrohr kann mehrmals im Jahr innerhalb von ein paar Tagen ein ganzes Feld abgeerntet werden). Man muss also alle paar Tage die reifen Kirschen pflücken lassen und das über drei Monate hinweg. Maschinell wird zu einem Zeitpunkt alles abgeerntet. Hier liegt dann auch eine der Ursachen dafür, dass der Kaffee von kleinen Farmen, handgepflückt, deutlich höhere Qualitäten erreicht. Zurück zur Kaffeetour mit Erick: Nach der Führung auf dem Gelände ging es an die Verkostung von Kaffee. Zuerst sollte ich Bohnen in Gläsern nach ihrer Qualität ordnen, leider voll daneben. Erick hat mir in diesem Zusammenhang die Tricks der Röster erklärt. Nachdem wir schließlich zwei Kaffees verkostet hatten, sind wir immer weiter in die Thematik eingestiegen und Erick hat sich die Zeit genommen, mir das sog. "Cupping" zu zeigen. Mithilfe des "Cuppings" wird die aromatische und sensorische Qualität eines Kaffees festgelegt. Ich will das hier jetzt nicht genauer beschreiben, denn dazu gibt es bei Youtube genug zu finden. Was ich für mich festgestellt habe ist, wie schwer es ist, eine Geschmacksempfindung in Worte zu fassen, die das Gegenüber versteht (und dann noch in einer anderen Sprache). Insgesamt war die Tour mit Ericm ein absoluter Volltreffer. Aus den angesetzten zwei Stunden sind schließlich viereinhalb geworden. Hungrig bin ich wieder nach Córdoba gefahren, um bei Hérman Thómas noch einen Kaffee zu trinken und ein paar Bohnen zu kaufen. Dabei habe ich dann Lu, einen der Baristas, kennengelernt und habe mich von ihm gut beraten lassen. Lu wird einige Wochen später eine entscheidende Rolle spielen, also merke dir diesen Namen! Nachdem ich Córdoba durchgespielt hatte, war es Zeit aufzubrechen. Nächstes Ziel sollte Veracruz und ein Besuch in der Werkstatt sein. Auf dem Weg dorthin habe ich beim Playa Dorada Stopp gemacht und nach langer Zeit mal wieder das Packraft für eine kleine Flusstour genutzt. Der Stopp für den anstehenden Ölwechsel in Veracruz war kurz und unproblematisch. Da ich im Vorfeld bei Eduardo (vgl. Gesichter) einen Termin gemacht hatte, ging alles sehr zügig. Eduardo hatte ursprünglich zwei Werkstattstandorte, musste aber den größeren während der Coronapandemie aus Kostengründen schließen. Mexiko hatte damals sehr strenge Regeln und so mussten selbst Werkstätten ihren Betrieb einstellen. Man findet das im ganzen Land immer wieder, dass sich Campingätze, Restaurants u.ä. nach der Pandemie nicht wieder erholt haben. Im Reiseführer geführt, in der Realität nicht mehr zu finden. Mit frischem Öl im Motor ging es wieder auf die Straße, entlang am Golf von Mexiko, und einige Stunden später habe ich mein Camp bei 'La Jungla' aufgeschlagen.. Nachholbedarf...Aufgrund dessen, dass ich mal wieder nicht regelmäßig meine Einträge vervollständigt habe, werde ich das hier, auch mal wieder, in Kurzform versuchen (Betonung auf versuchen). Bernal: In Bernal steht einer der weltgrößten Monolithen. Zum Thema Monolith habe ich gelernt, dass es sich dabei um erstarte Magma (oder war es Lava) eines ehemaligen Vulkanes handelt, wo der eigentliche Vulkan im Laufe der Zeit wegerodiert ist und nur der Magmakern stehen geblieben ist. Man kann bis ca. zwei Drittel über viel zu hohe Stufen hinaufsteigen, will man bis zum Gipfel geht das nur mit Guide und Kletterausrüstung. Der Aufstieg ist anstrengend, weil steil, lohnt sich aber, da man mit weiten Blicken über die Hochebene belohnt wird. Bernal selbst ist ein pueblo magico, aber in meinen Augen auf einer anderen Ebene als diejenigen, die ich bisher besucht hatte. Der Ort ist sehr touristisch, mit hunderten Verkaufsbuden und Restaurants und Touranbietern und Minitaxis, die im Sekunden- und mit Zweitakt durch die engen Gassen stinken. Dazu kam, dass es sich um ein langes Wochenende handelte und der kleine Ort praktisch aus den Nähten platzte... Auf dem Hotelgelände wo ich übernachtet habe, traf ich ein Pärchen aus Magdeburg, die eine gute Freundin in meinem Heimatort haben, die eine ehemalige Kollegin meiner Mutter ist. Kleine Welt... San Joaquín: Einen Tag, viele Kilometer und noch mehr Kurven später, war ich wieder in den Bergen der Sierra Gorda, in San Joaquin. San Joaquín liegt schön an einem Hang und hat extrem steile Straßen, wo das Anfahren mit Handbremse für Fahrer und Kupplung eine Herausforderung sind. Nach dem Trubel in Bernal war die Ruhe hier angenehm. Dazu kam, dass San Joaquín ein großes Areal mit Picknickplätzen am Ortsrand hat, wo man ruhig und sicher die Nacht verbringen kann. In der Umgebung habe ich mir ein Höhle angeschaut und zwei Wanderungen gemacht. Die erste führte zum Wasserfall Cascada Maravilla, der allerdings fast trocken war. Lediglich die künstlich angelegten Pools waren gefüllt. Die zweite Wanderung führte in den Canyon Caracoles. Normalerweise führt die Wanderung im Canyon durch bis zu brustiefes Wasser, aktuell reicht das Wasser gerade mal bis zu den Knien und ist schlammig braun. Mein Guide Judith erzählte mir, dass es im Tal seit drei Jahren nicht mehr geregnet hat, und das Dorf sein Wasser mittlerweile geliefert bekommt. Das erklärt auch, warum der Wasserfall nur ein Rinnsal war. Wieder mal eine traurige Auswirkung des Klimawandels (und, Spoiler, es kommen noch mehr). Nach zwei Nächten in San Joaquín und er obligatorischen Fototour durch den bunten Ort ging es Richtung Zimapan. Red Dunes oder Dunas rojas: Nördlich von Zimapan führt eine lange Straße tief in die Sierra Gorda und bietet wunderschöne Blicke in steilen mit kleinen Dörfern geschmückten Berge. Am Ende der Strecke sollte es laut Reiseführer "rote Dünen" geben. Tja, mit Dünen hat das nichts zu tun. Es handelt sich dabei um rote Lehmerde, die so erodiert ist, dass es von weitem aussieht, als seien es Dünen. Ich war ziemlich enttäuscht, denn für die einen Kilometer lange Wanderung (plus Eintritt) und die extrem lange und langsame Anfahrt, hat sich das nicht gelohnt. Also wieder ins Auto und noch ein paar Kilometer abreißen. Pachuca, PN El Chico: Mein nächster Stopp war der Nationalpark El Chico, nördlich von Pachuca. Die Fahrt erstreckte sich über zwei Tage und fand ihren traurigen Höhepunkt in Pachuca. Die Verkehrsführung, die Baustellen und die aggressive Fahrweise der Locals haben mich fast in Wahnsinn getrieben. Der kleine Campingplatz auf einer großen grünen Wiese, umgeben von großen Bäumen und den Strahlen der untergehenden Sonne konnten für die Strapazen entschädigen. Am nächsten Morgen habe ich auf dem Campground Esther und Jörg aus Deutschland getroffen. Wir sind spontan gemeinsam zu einer kleinen Wanderung aufgebrochen und haben später noch gemeinsam gegessen und unsere Reiseerfahrungen ausgetauscht. Unsere Wanderung führte zu einem Stausee, der den Namen nicht mehr verdient. Im Prinzip steht dort nur noch die Staumauer mit einer größeren Pfütze davor. Der auf der Karte eingetragene große See ist Vergangenheit (#klimawandel). Am Folgetag habe ich noch eine längere Wanderung durch ein Felsgebiet und dichte Wälder gemacht. Das unmarkierte dichte Wegenetz lädt zum Verlaufen ein, das Angebot habe ich natürlich herzlichst angenommen! Nach der Wanderung bin ich noch kurz in den kleinen Ort Mineral El Chico gefahren. Der war rappelvoll mit vielen bunten Ständen, Musik und Menschen, so wie es sich für einen Sonntag in Mexiko gehört. Ein paar Fotos später war ich müde und zufrieden zurück am Campingplatz. Huachinango und Adán: Auf dem langen Weg an den Golf von Mexiko habe ich in der Nähe von Huachinango bei Naupan Stopp auf einer Finca gemacht. Der Besitzer Adán kam am Abend mit seinem Neffen Oscar vorbei und die beiden sind spontan mit mir nach Naupan gefahren. Dort wurde eine Art Karneval gefeiert (ich habe das leider alles nicht so richtig verstanden) und die Einheimischen sind mit Masken und Kostümen verkleidet durch das Dorf getanzt. Adán wollte mir unbedingt ein paar nationale Gerichte zeigen und ist mit mir, weil die Stände und Buden des Festes bereits abgebaut waren, in das Restaurant einer Verwandten eingefallen. Die waren auch schon am Aufräumen, aber Angela hat sich nicht lumpen lassen und mich mit Enchilladas, (extrem scharfer) Suppe, Tamales und (gezuckertem löslichen) "Kaffee" versorgt. Das war echt ein Erlebnis, von einer mexikanischen Familie mit Essen versorgt zu werden. Überfressen und mit einem Overload an Spanisch ging es zurück zur Finca und einer ruhigen Nacht. Am nächsten Morgen hat mit Adán zu einer Rudertour auf dem Stausee von Huachinango eingeladen und danach sind wir noch in die Stadt, wo uns ein Freund von ihm durchbden Ortskern und die Kapelle geführt hat. Dieser Freund ist in einem Kulurverein tätig und versucht die zahlreichen lokalen indigenen Kulturen und ihr Handwerk zu erhalten. Nebenbei gingen die Feiern im Ort voran. Tausende Menschen versammelten ich um den zentralen Platz und schauten den verkeideten Gruppen aus den unterschiedlichen Gemeinden bei der Aufführung ihrer Tänze zu. Es war voll, laut, bunt, feuchtfröhlich und herzlich. Am Abend und nach Abschied von Adán habe ich eine letzte ruhige Nacht auf seiner Finca verbracht. Luis und die Vanillefarm: Die folgende Nacht habe ich bei Luis verbracht. Er betreibt eine kleine Farm, auf der Vanille, Zitronen, Zuckerrohr und andere Früchte anbaut. Er hat mir eine lange Führung über die Farm und viele Informationen zum Anbau von Vanille, historisch und heute, gegeben. Hier haben mir meine mangelnden Spanischkenntnisse wieder einen rauchenden Kopf verschafft. Tajin: Endlich meine ersten Maya Ruinen. Leider gab es keine Informationen auf Englisch, sodass es letztlich nur beim Durchlaufen der relativ kleinen Anlage geblieben ist. Schade. Coco Loco Zwischenstopp: Beim Schweizer Martin habe ich für zwei Tage Stopp gemacht, da ich hier endlich den Golf von Mexiko erreicht hatte. Zwei Tage Strand zur Erholung! Leider war es grau, stürmisch und es hat immer mal wieder geregnet, sodass die Stranderholung so mittelmäßig war. Cofre Petero: Nach der kurzen Entspannung am Meer zog es mich wieder in die Berge. Der Cofre Petero sollte es sein. Hier gibt es die Möglichkeit nah am Gipfel frei zu übernachten, mit tollen Blicken über dienTiefebene und auf den Orizaba. Leider hatte ich die Höhe (3700m) unterschätzt. Die ganze Nacht habe ich mich mit Kopfschmerzen und Atemnot rumgeplagt. Ich hatte gehofft, dass die Wochen zuvor in der Hochebene und im El Chico NP schon etwas gebracht hätten. Aber Fehlanzeige. Am nächsten Morgen habe ich mich dann mit den ersten Sonnenstrahlen auf den Weg ins Tal und schließlich nach Córdoba gemacht. Im Blick immer wieder der schneebedeckte Orizaba.
Likes und DislikesMal so zwischendurch. Was mir nach zwei Monaten in Mexico gefällt und was mir nicht so gefällt. Wie immer subjektiv, voreingenommen und unreflektiert...
Dislikes Topes: Topes sind diese Hubbel auf der Straße, die einen zum Abbremsen bewegen sollen. Diese gibt es in Mexiko in allen Formen und Farben, mit oder ohne Ankündigung. Selbst vierspurige Highways sind nicht ausgenommen. Man muss z.T. höllisch aufpassen, damit man sie nicht übersieht und zum Sprung ansetzt. In der Gegend in der ich jetzt gerade unterwegs bin, scheint sich jeder, der Geld für nen Sack Zement hat, seine eigenen Topes über die Straße zu ziehen. Beispiel: Gestern 2 km durch einen unbelebten Ort und alle 100 Meter ein Topes... Fahrzeugbeleuchtung: Bremslichter, Blinker, Scheinwerfer... Entweder kaputt, mit flackernden bunten LEDs gepimpt oder einfach ungenutzt. Vor allem aber auch der Einsatz der Blinker, Warnblinken zum Abbiegen - extrem hilfreich! Aber wie sagte schon meine Schwester vor etlichen Jahren: "... es hat niemanden zu interessieren, wo ich hin will!" Beschilderung und Straßenführung: Ob sich jemand dabei was gedacht hat, ist stark anzuzweifeln. In manchen Irrgärten ist es übersichtlicher. ES IST LAUT: Ruhe findet man in besiedelten Gebieten fast nie. Schalldämpfer am Auto und v.a. am LKW sind absolut überbewertet. Je lauter, desto männlicher. Musik ballert aus jedem Laden und Straßenrestaurant, dass man kaum Lust bekommt sich dort aufzuhalten. Durch die Straßen fahren PKW mit riesigen Megafonen auf dem Dach und posaunen, wo es die günstigsten Deals gibt. Wer was auf sich hält, hat die Anlage im Auto auf maximaler Lautstärke und alle Fenster unten. Wenn ich da von Autofreaks die Beschwerden zur angeblich viel zu stark reglementierten Lärmemission in Deutschland höre, könnte ich kotzen. Diese Deppen sollten sich mal einen Tag in einer mexikanischen (allg. mittel- und südamerkanischen) Stadt aufhalten... Es stinkt: Die Luftqualität ist unterirdisch. Geheizt wird mit Holz in alten Kaminen, gekocht z.T. auch. Alles was weg muss, wird verbrannt. Also nicht nur Blätter im Garten oder ganze Zuckerrohrfelder, sondern auch jeglicher Müll. Den Geruch von brennendem Plastik werde ich definitiv nicht vermissen. Müll: Das mache ich kurz. Wer mehr über Müll lesen möchte, muss sich durch die Blogeinträge von meiner Südamerika-Reise durchlesen. Auch hier in Mexiko, neben der Straße in großen Halden, brennend oder manchmal auch nicht. Straßenhunde: Ein ambivaltentes Thema... Ich bin ja eher der Hundetyp und mag Hunde auch sehr, aber manchmal nerven die vielen streunenden Tiere einfach. V.a. wenn man sich einen Ort mal zu Fuß erschließen möchte und regelmäßig angegangen wird. Da die meisten Tiere keine Besitzer:innen haben, kümmert das auch niemanden. Dazu kommt, dass der Zustand mancher Hunde so schlecht ist, dass es einem Tränen in die Augen treibt. Getönte Scheiben: In Mexiko haben viele Fahrzeuge tiefschwarz getönte Front- und Seitenscheiben. Es fühlt sich sehr unsicher an, wenn einem solche Fahrzeuge in abgelgenen Orten oder schmalen Gassen entgegen kommen. Manchmal ist nur ne Oma am Steuer, aber in der Fantasie ein bis an die Zähne bewaffneter Narco... Hoch hinaus...Tess, Wes, Scott, Max und Roberto haben mich freundlicherweise mit auf eine ihrer Klettertouren in der Umgebung von Guadalcazar mitgenommen. Vom Camp Aventurarte sind wir ca. eine Stunde durch dichten Wald gewandert, bis wir schließlich in einer riesigen halboffenen Höhle mit zig Stalagtiten waren. Das Mädel und die Jungs haben sofort begonnen einige der Routen zu klettern bzw. sich zu sichern. Vom Schwierigkeitsgrad war das hier schon alles sehr weit oben angesiedelt, da alle Routen direkt mit Überhang starteten. Ich habe mich damit beschäftigt ein paar Fotos zu machen und den anderen staunend zuzusehen. Roberto hat mir dann angeboten mich mit Ausrüstung zu versorgen und mich zu sichern, damit ich es auch einmal probieren könne. Das Angebot habe ich dankend angenommen, bin aber nicht höher als 1,5 Meter gekommen, was, falschem Ehrgeiz sei Dank, natürlich extrem deprimierend war. Aber egal, ich hatte es versucht. Ich habe mich nach ein paar Stunden wieder auf den Rückweg gemacht, zurück im Camp eine extrem gute Pizza gegessen und habe die Bilder vom Klettern fertig gemacht. Die Jungs und Tess waren mit den Bildern so zufrieden, dass sie mich überredeten am nächsten Tag noch einmal mit ihnen zum Klettern zu kommen. Gesagt getan. Auch diesmal wieder spannend, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie in der Höhle. Roberto hat mich wieder beim Klettern gesichert und ich habe diesmal mit vielen Pausen und Hilfe wenigstens eine Route geschafft, die im Kletterguide als kindergerecht eingestuft ist... Roberto hat sich dann noch die Zeit genommen, mir den Umgang mit einer Steighilfe zu erklären. Damit bin ich dann ca. fünf Meter hoch an die Felswand gekommen und konnte Bilder aus einer anderen Perspektive machen. Als die Jungs dann anfingen LSD zu nehmen und zu kiffen, war für mich der Zeitpunkt gekommen zurück ins Camp zu fahren und eine weitere Pizza zu testen.
Am nächsten Tag ging es aber wirklich los. Es ging weiter durch die Berge und die Vegetation änderte sich zusehends Richtung "jungelig". Um es kurz zu machen: In den kommenden Tagen bin ich verschiedene Wasserfälle angefahren, u.a. El Salto, El Minas Viejas, Tamasopo, Tamul und Puente del Dios. All diese Wasserfälle liegen in einer Hochebene in der Zuckerrohr angbaut wird. Man hat häufig große Rauchschwaden aufsteigen sehen, wo ein Teil der Pflanzen großflächig abgebrannt wird, damit der Boden wieder etwas fruchtbarer wird. Die Asche hat man je nach Windrichtung überall rumfliegen bzw. rumliegen sehen. Die Wasserfälle selbst, die der Hauptgrund für diese Fahrtroute waren, waren eher underwhelming. Erstens ist Trockenzeit und relativ wenig Wasser in den Fällen. Es war also alles nicht so spektakulär wie auf einigen Bildern. Zweitens ist der Zugang zu den Wasserfällen stark reguliert. Was ist damit gemeint? Man bezahlt für's Parken, dann bezahlt man Eintritt, dann bezahlt man für die obligatorische Schwimmweste, beim Puente del Dios sogar noch für einen Guide (für die 1 km lange Wanderung). Die Wege zu den Fällen sind zugeballert mit Holzbuden, aus denen Snacks, Wasserspielzeug und Essen verkauft wird. Tamasopo hat den Vogel abgeschossen: Um die Fälle herum ist ein ganzer Freizeitpark entstanden. Naturbelassen geht anders... In Tamul wollte ich mit meinem Packraft den Fluss aufwärts zum Wasserfall paddeln. Das war nicht möglich, da dies nur mit lokalem Guide und seinem gemieteten Boot geht. Natürlich... Ich kann ja voll verstehen, wenn die Menschen hier etwas Geld verdienen wollen, aber man kann es auch übertreiben. Highlight: Nach dem Umparken in eine andere, für die Übernachtung ebenere Parkbucht, sollte ich noch einmal bezahlen... Kannste dir nicht ausdenken. Wenigstens ein entspanntes Highlight lag auf der Route: Sótano de las Golondrinas. Dies ist eine der vielen großen Höhlen, die mehr oder weniger senkrecht in den Boden gehen. Hier war endlich mal etwas Vernunft im Spiel. Die Eintrittskarte gilt sowohl für den Besuch am Abend und ebenso am Morgen und man benötigt keinen Guide. In der 55m durchmessenden und 376m tiefen Höhle nisten ca. eine Millionen Mauersegler. Diese sammeln sich zum Sonnenuntergang in großen Schwärmen über dem Eingang der Höhle und stürzen dann in Massen mit bis zu 160 km/h senkrecht in die Tiefe. Die pfeifenden Geräusche dabei sind unglaublich. Am kommenden Morgen zum Sonnenaufgang verlassen die Tiere die Höhle wieder. Da sie die 370 m nicht senkrecht nach oben fliegen können, fliegen sie in großen Spiralen entlang der Außenwand nach oben und sammeln sich wieder in großen Schwärmen. Dies beobachten zu können war wirklich einzigartig. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben sich in die Höhle abseilen zu lassen und diese bei einer Führung zu erkunden, aber das war mir mit über 200 € zu teuer. Endpunkt für diesen Blogeintrag ist Pinal de Amoles. Ein pueblo mágico mit einem sehr schönen und einsamen Campingplatz außerhalb des Ortes, den ich komplett für mich allein hatte. Pinal de Amoles ist bekannt für die Axolotl die hier in den Flüssen und Höhlen leben. Der Campground liegt in einem Schutzgebiet für die Axolotl und hat einen schönen Wanderweg zu einigen Wasserstellen entlang eines Baches. Dort sollen die Axolotl in der Dämmerung zu beobachten sein. Leider habe ich damit kein Glück gehabt. Nach einer ruhigen Nacht ging es am nächsten Tag über tausende enge Kurven wieder zurück in die trockene und heiße Hochebene nach Westen. Fortsetzung folgt. |
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Juni 2024
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