Ruinen die ruinieren...Der Grenzübergang von Belize nach Guatemala war ein Abenteuer, das Komplizierteste, was ich bisher erlebt habe. Zum Glück ist das gesamte Prozedere bei iOverlander gut beschrieben. Benötigt werden ein Haufen Kopien, die ich zum Glück schon hatte. Bis auf eine... Der Stempel im Reisepass ist noch nicht richtig trocken, da muss man bereits eine Kopie davon vorlegen. Die wird natürlich nicht mit dem Kopierer direkt neben dem Beamten gemacht. Mit Pass gehts aus dem Gebäude auf die andere Straßenseite, wo man in einem kleinen Verschlag eine Kopie machen lässt und diese wieder ins Zollgebäude bringt. Dann Zettel und Stempel und eine Zahlungsaufforderung für eine Importgebühr. Die kann man natürlich nicht direkt dort bezahlen, also ab einen Kilometer in den Ort zur Bank und Nummer ziehen. Nur 30 Leute vor uns (uns, weil Insa und Christian mit dabei waren). Nach 30 Minuten ohne Ergebnis wieder zur Grenze und zur Kopiebretterbude. Auch hier kann man die Gebühr bezahlen, allerdings gegen Gebühr... Nach ca. 2 Stunden hin und her war aber alles erledigt und die Reise konnte weitergehen. Insa und Christian sind nach der Grenze direkt nach Flores gefahren, für mich ging es erstmal in den Yaxha Nakum Naranjo NP.
Der Nationalpark liegt etwas ab vom Schuss, man muss ca. 25 Kilometer nördlich in den Dschubgel fahren. Hier befindet sich eine relativ kleine Ausgrabungsstätte. Klein, weil bisher nur wenig freigelegt wurde. Das Highlight hier ist der Blick von einer der Pyramiden auf den angrenzenden See. Leider bin ich nicht bis zum Sonnenuntergang geblieben, um die Sonne im See versinken zu sehen. Nachträglich betrachtet, hätte ich das mal machen sollen. Aber ich wollte unbedingt noch nach Tikal kommen. Der Campground in Yaxha liegt direkt am See und die Übernachtung ist im Preis inbegriffen. Nach einer kurzen Runde durch die Stätte, unter ständiger Begleitung von Howler- und Spidermonkeys, ging es also wieder zurück zur Hauptstraße und Richtung Tikal. Tikal. Spätestens nachdem ich Adriano auf der Baja getroffen hatte, war klar, dass Tikal ganz oben auf die Liste muss. Immerhin wurde hier 1974 eine Szene für einen der Star Wars Filme gedreht. Tikal war dabei die Basis der Rebellen. Als Fan der Star Wars Serie also ein Muss. Relativ spät kam ich am Eingang in den Tikal NP an. An der Kasse habe ich mich fast auf den Rücken gelegt. Die Eintrittspreise sind extrem hoch. Dazu kommt ein undurchsichtiges System aus Extrakosten und Gebühren. Fährt man zum Abend in den Park, übernachtet auf dem einfachen Campingareal, besucht am nächsten Morgen die Ruinen, macht zum Sonnenuntergang eine Führung, geht ins Museum, schläft noch eine Nacht und fährt am nächsten Morgen aus dem Park, ist man pro Person gute 100 € los (man bekommt aber gaaaanz viele bunte Armbänder, damit die Wärter wissen was alles bezahlt ist...). Hier werden die Touris also richtig gemolken, was einen leichten Nachgeschmack hinterlässt. Für Nachahmer würde ich aus Kostengründen Tikal eher als Tagesausflug empfehlen. Yaxha bietet sich zum Übernachten an, da, wie gesagt, die Übernachtung im Preis enthalten ist. Trotzdem, ich will nicht wieder nur meckern, war Tikal ein Highlight. Die riesige Ausgrabungsstätte ist beeindruckend, auch wenn man nicht wegen Star Wars hier ist. Gegen Mittag hat mich ein heftiger Regenschauer erwischt, die Regenzeit beginnt. Innerhalb kurzer Zeit war es dunkel und es fielen Unmengen Wasser vom Himmel. Wer schonmal einen Regenschauer im Dschungel erlebt hat, wird wissen, wie herrlich das ist. Der Klang der großen Tropfen auf dem harten Laub der Bäume hat einen besonderen Klang. Logisch, dass ich ganz entspannt und klitschnass meine Runde beendet habe, wieder unter Beobachtung diverser Affen und endlich auch mal Tukanen. Zum Abend hatte ich noch eine Sonnenuntergangsführung gebucht. Der Park schließt um 17 Uhr, will man länger bleiben geht das nur mit Führung. Es gab ein paar interessante Informationen zur Stätte und zum Leben der Mayas. Den Sonnenuntergang von einer der Pyramiden aus zu betrachten war einmalig. Zurück ging es im Dunkeln, Skorpione und Schlangen inbegriffen. Gut, Tikal kann also von der Liste gestrichen werden. Und natürlich habe ich die Star Wars Titelmelodie gesummt, als ich oben auf der Pyramide saß... Belize in vier Tagen...Der Grenzübertritt nach Belize verlief absolut unproblematisch, niemand der sich als Helfer aufdrängt oder Geldtausch anbietet. Während die ganzen Dokumente gedruckt, ausgefüllt und gestempelt wurden, habe ich mich sehr darüber gefreut, wie extrem gut die Grenzbeamtinnen Englisch sprachen. Die fehlende Sprachbarriere hilft ja vor Allem bei solchen bürokratischen Angelegenheiten. Später sollte ich lernen, dass Englisch in Belize Amtssprache ist. Mal wieder gut auf das Reiseziel vorbereitet... Mit dem vierten neuen Stempel im Pass ging es in den ersten größeren Ort um Geld abzuheben. Grenzregionen sind ja in der Regel nicht besonders aussagekräftig, aber Belize erschien mir sofort deutlich sauberer als Mexiko, aber auch deutlich ärmer. Die Häuser sehr viel einfacher, in den Ortschaften häufig unbefestigte Straßen. Zweiter Stopp war ein kleines Restaurant bei dem man auch hätte übernachten können. Ich habe mich nur für etwas Kulinarisches entschieden, ein paar Kilometer wollte ich schon nich schaffen. Wie meistens, wenn ich schon mal was essen gehe, frage ich nach dem, was die Einheimischen am liebsten bestellen bzw. was besonders lokale Gerichte sind. Reis mit Bohnen (wirklich nur Reis mit ein paar Bohnen drin) war nicht so meins, aber die "Stuffed Jalapeños" waren zum Niederknien: scharfe Jalapeños gefüllt mit gewürztem Frischkäse, paniert und frittiert. Mit vor Schärfe tränenden Augen habe ich mich weiter auf den Weg gemacht. In Orange Walk bin ich zum Übernachten eingekehrt. Auf der Wiese eines etwas abseits gelegenen Restaurants konnte ich mein Lager aufschlagen. Direkt am Fluss mit vielen Moskitos und morgendlichem Besuch vom lokalen Krokodil. Die kleine Attraktion wird natürlich mit Essensresten angefüttert... Den Gästen gefällts. Abends wollte ich zum Fotographieren kurz in den Ort, wurde aber auf dem Weg dorthin von einem Lokal angesprochen. Was als nettes Gespräch begann (aus dem Knast raus, neues Leben begonnen, in der Gemeinde engagieren, usw. usf.) endete mit recht forschen Forderungen nach Geld. Mein Fehler, hätte ich ahnen müssen. Ergebnis: keine Bilder, etwas weniger Bargeld. Am nächsten Morgen bin ich in den Bocawina Falls Nationalpark gestartet. Auf dem Weg dorthin lag direkt an der Straße der Belize Zoo. Der Name täuscht, denn es handelt sich um ein Sanctuary für verletzte oder aus Gefangenschaft befreite Tiere. Der "Zoo" ist super angelegt, es wurde viel Wert darauf gelegt, den Tieren viel Platz und natürlich gestaltete Gehege zu bieten. Man hat also eher das Gefühl durch dichten Dschungel zu laufen. Alle Tiere habe ich aufgrund der frühen Tageszeit nicht gesehen (z.B. Puma, Ozelot), dafür aber Tapiere, Spidermonkeys, Krokodile, Jaguar, Geier. Zum Abend bin ich schließlich im Nationalpark angekommen und habe einen super Stellplatz mit eigener Lichterkette abbekommen. Direkt nach Ankunft bin ich noch schnell zu ein paar Wasserfällen gewandert, um mich etwas abzukühlen und den Schweiß von der Haut zu bekommen. Am nächsten Morgen bin ich zu den Antelope Falls gewandert. Nach den ersten 100 Metern bereits wieder klitschnass, haben der Wasserfall und der kleine Pool für eine willkommene Erfrischung gesorgt. Als ich chillig auf einem Stein saß und die Füße im Wasser baumelten, habe ich mich erschrocken, weil etwas zwischen meinen Zehen gezwickt hat. Nach genauerer Beobachtung stellte sich heraus, dass hier diese kleinen Fische leben, die einem die tote Haut abfressen (wird ja auch als 'Wellness' angeboten). Mein Fall war das nicht, ich hab jedes Mal gezuckt und meine Füße aus dem Wasser gezogen, wenn einer der Fischchen zubiss. Meine zarten Füße sind dafür nicht gemacht. Zurück am Auto schnell Sachen gepackt und wieder ab auf die Straße. Nächster Stopp "Marie Sharp Hot Sauce" Fabrik. Hier wird eine kurze Führung durch die Fabrik angeboten und anschließend darf man 16 verschiedene Hot Sauce verkosten, bis einem Flammen aus dem Mund kommen (... und am nächsten Tag ordentlich die Puperze brennt). Interessant war, dass alles was an Jalapeños, Habaneros und Chilis verarbeitet wird, aus lokalem Anbau anstammt. Außerdem mussten sie extra für den Export der Saucen nach Deutschland eine Röntgenkontrolle in den Prozess einarbeiten. Anderen Ländern scheint es also egal zu sein, wenn sich Glassplitter oder andere Dinge in den Flaschen befinden... Übernachtet habe ich bei "Mikes Place", hier kann man Cabañas mieten oder auf dem Gelände campen. Ich war der Einzige vor Ort, hatte also die volle Auswahl. Entschieden habe ich mich für einen Platz inmitten von Kokospalmen, an denen ich mich bedienen durfte. Logischerweise habe ich das sehr ernst genommen und literweise Kokoswasser getrunken. Da freut sich doch der kleine Junge, wenn man mit dem großen Messer die Kokosnuss vom Baum schlägt, öffnet und dann das erfrischende Nass direkt in den Mund laufen lässt. Nach sooooo viel Arbeit ging es unter die heiße (in Worten: H E I S S E) Dusche. Paradisisch. Ausgehend von Camp hätte ich noch eine Höhlentour machen können, aber 75 $ pro Person erschienen mir dann doch etwas übermotoviert. Wenigstens bin ich noch bis in den Höhleneingang geschwommen, habe mir von den Hautfresserfischen an den Füßen knabbern lassen (...ekliges Gefühl). Auf dem Rückweg zum Highway, Mikes Place liegt etwas außerhalb im Dschungel, habe ich einen Abstecher und eine kleine Wanderung zu den Big Rock Falls gemacht. Nach zwei Stunden Chillerei und Baden und Lesen ging es weiter zum letzten Stopp in Belize. Kurz vor der Grenze zu Guatemala gibt es in San Antonio ein kleines Restaurant, bei dem man übernachten kann. Dort habe ich Insa und Christian kennengelernt. Wie es der Zufall so wollte, kommen die beiden praktisch aus einem Nachbarort. Kleine Welt. Da die beiden auch am Folgetag über die Grenze wollten, beschlossen wir kurzerhand das gemeinsam zu tun. Ja, wer aufmerksam gelesen hat, wird festgestellt haben, dass ich nur vier Tage in Belize unterwegs war. Belize ist ein sehr kleines Land, vom Grenzübergang in Chetumal, Mexiko, bis zum Grenzübergang in San Antonio sind es nicht einmal 300 km. Der Norden ist recht langweilig, da flach und fast ausschließlich Zuckerrohrplantagen. Südlich vom Bocawina Falls NP geht es tief in den Dschungel und es wird bergiger. Hier hätte man sicher mehr Zeit verbringen können. An der Karibik war ich gar nicht. Hier hätte man von Belize City aus mit dem Flieger zu einer der vielen kleinen Inseln fliegen und tauchen gehen können. Leider kostet das auch eine gute Stange Geld, denn Belize ist teuer. In so einem Land würde man, v.a. wenn man aus Mexiko kommt, solche Preise nicht erwarten. "Schuld" sind die Nordamerikaner, die hier im Winter mal schnell hinfliegen und ordentlich Geld da lassen. Dementsprechend wird abgemolken... Eine weitere Ausrede für die wenigen Tage in Belize ist die Hitze. Knapp 40 Grad und über 80 % Luftfeuchtigkeit. Das sagt meinem verweichlichten Körper nicht zu und auch mein Hirn schwummert bei den Temperaturen nur so vor sich hin... Also ab nach Guatemala, denn da wird es besser... hahahahahaha 😂🤣😂🤣😂 Belize Zoo
Karibik ohne Salz und Sand...Nachdem Vale und Marc sich davon gemacht hatten, stand ein weiterer heißer Tag bevor. Da wir in den letzten Tagen sehr viel gefahren sind, hatte ich beschlossen, hier noch einen Tag Pause zu machen. Das einem in Bacalar auch echt nicht schwer: türkisblaues Süßwasser, grüner Rasen, also absolutes Karibikfeeling ohne Salz und Sand. Also zack ein Kajak gemietet und ab aufs Wasser. Ich muss echt albern ausgesehen haben. Trotz der Temperaturen habe ich mich komplett in lange Klamotten eingehüllt, mit der Sonne im Zenith und auf dem Wasser sollte man nicht spaßen. Ziel meiner Paddeltour sollte der Canal de los Pirates sein. Der war unschwer zu erkennen, da alle Ausflugsboote diesen anfuhren. Während ich mich in meiner kleinen offenen Nussschale gegen den starken Gegenwind kämpfte, fuhren die richtigen Touristen mit Motorkraft und in orangenen Schwimmwesten an mir vorbei. Der Canal wurde angeblich von den Mayas angelegt um eine Wasserverbindung zwischen zwei Lagunen und eine Verbindung zum Meer zu schaffen. Das Wasser hier erstrahlt in 50 shades of türkis. Absolut atemberaubend. Die ankommenden Touriboote setzen hier ihre Fracht ab, begleitet von wummernder Musik: Der Anblick ist erschütternd... Zig weibliche und männliche, junge und trainierte Instakörper laufen mit Smartphone in der einen und Bierdose in der anderen Hand durch das hüfttiefe Wasser. So genießt man Natur! Paddelt man ein paar Meter weiter durch den Kanal, hat man die schöne Mangrovenwelt allerdings für sich allein. Das über 30 Grad warme Wasser lädt zu einem Bad ein und man kann sich entspannt von der Strömung im Kanal treiben lassen.
Nachdem ich erschöpft zurück war ging es zeitig ins Bett, denn am nächsten Tag sollte es früh über die Grenze nach Belize gehen. |
Archiv
Juni 2024
|