Was ist passiert?Tja, wenn ich das wüsste... Irgendwie habe ich hier den Anschluss verloren. Ich versuche mal tief in mich zu gehen, um die Tage nach dem Besuch in Astoria zu rekapitulieren.
Es ging auf jeden zuerst Richtung Portland, wo ich mir endlich mal an Guidebook für die Nationalparks und eine Straßenkarte gekauft habe. Südöstlich von Portland am Denver Lake bin ich auf einen Teil der Oregon BDR aufgefahren. Leider hat es wieder viel geregnet und man hat von der eigentlich schönen Strecke bzw. Landschaft wenig sehen können. An einem Stellplatz kurz vor Bend hatte ich dann beschlossen, mir im Ort ein Fahrrad zu leihen und mal wieder in die Pedale zu treten. Da es am Morgen wieder horizontal fliegendes Wasser gab, habe ich den Plan vom Vorabend schnell wieder verworfen und bin frustriert durch Bend in Richtung Salt Lake City gestartet. Es war nach dem vielen Regen, den vielen Wäldern, Bergen und der Kälte endlich mal Zeit für einen Tapetenwechsel. Und der kam auch direkt ein paar Kilometer hinter Bend. Plötzlich weite Landschaft, gold leuchtendes Gras und schwarze Wolken sorgten für eine wunderschöne Stimmung. In den folgenden Tagen habe ich den Leslie Gulch bzw. Canyon und den Succor Creek abseits der Highways erkundet. Hier gab es auch die erste Nacht mit Frost, dafür aber ein wunderbarer klarer Sternenhimmel mit imposanter Milchstraße. Ich glaube es war in der Nähe von Mountain View, da habe ich unwdit des Highways auf einem Stellplatz Rob aus Calgary getroffen, der eigentlich aus Perth, Australien, kommt, getroffen. Er hofft auf ein dauerhaftes Arbeitsvisum, um in Kanada bleiben zu können. Er arbeitet zwei Wochen am Stück und hat dann zwei Wochen frei, in denen er ins Auto springt und USA und Kanada erkundet. Auch nicht verkehrt... Am nächsten Morgen sollte es eine annulare Sonnenfinsternis geben, das bedeutet, dass der Mondschatten kleiner ist als Sonne und sich daher ein Ring of Fire um den zentralen Schatten herum ergibt. Leider war ich zu weit nordöstlich, sodass ich nur eine feine Sichel durch die leider dichten Wolken bewundern konnte. Weiter ging es nach Salt Lake City. Warum unbedingt Salt Lake City? ...to be continued... Das innere Kind...Aufwachen, nichts tut weh, keine Löcher im Körper oder im Auto. Glück gehabt...
Mein nächstes Ziel war Astoria. Wer in den 80ern und 90ern groß geworden ist, wird sich bestimmt an den Film "Die Goonies" erinnern. Und hier kommt eben Astoria ins Spiel, denn hier wurde ein Teil des Filmes gedreht. Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte dies unbedingt tun. Es geht um Mikey und seine Freunde, die nach dem Schatz des einäugigen Willy sucjeny ihr Wohnviertel vor dem Abriss freizukaufen. Hauptdarsteller sind z.B. Sean Astin (Samwise Gamgee), Corey Feldman, Ke Huy Quan (Indiana Jones) und Josh Brolin (Thanos), allerdings als Kinder bzw. Teenager. Ein Spaß für die ganze Familie... 😂🤣😂 Mit ein paar Zwischenstopp an dem ein oder anderen Strand, ging es direkt zum Film Museum Oregon, dem ehemaligen County Jail, an und in dem die Introszenen gedreht wurden. Auch der Wagen der Fratellis steht, mit den Einschusslöchern, vor der Tür. Neben dem Museum stehtbauch das Flavell House, welches im Film die Arbeitsstätte von Mikeys Vater darstellt. Weiter ging es zum Café, an dem Rosalita die Straße überquert. Dort wird allerhand Goonies-Merch, u.a. Goondocks Coffee, verkauft. Mit einem, schlechten, Kaffee ging es weiter die Straße hoch zum Haus der Walsh Familie. Hier wurden alle Szenen der ersten halben Stunde des Films gedreht, bekannt v.a. der Truffle Shuffle. Schon ein komisches Gefühl als 46 jähriger Mann glücklich wie ein kleines Kind, mit dem Soundtrack der Goonies im Ohr, mit breitem Grinsen durch die Stadt zu rennen. Damit war es dann auch erstmal genug, langer Tag, viel gelaufen, Rucksack voll Merch und Leere im Magen. Also raus aus der übervollen Stadt, am Folgetag sollte der Brückenlauf sein, daher war Anreisetag für alle Teilnehmenden. Am nächsten Tag bin ich zum Ecola State Park gefahren. Hier wurden die Außenszenen am Sommer-Restsurant gedreht. Das Restaurant war allerdings nur Kulisse und wurde nach den Dreharbeiten wieder abgerissen und an der Stelle ein Picknickshelter gebaut. Von dort hat man auch den aus dem Film bekannten Blick auf Haystack Rock am Cannon Beach. Nach langer Wanderung durch schönen Wald und Entspannung am Strand ging auch dieser Tag, mit vielen bleibenden Eindrücken und vielen Kindheitserinnerungen zu Ende. Denn logischer Weise haben wir als Kinder die Goonies nachgespielt. Aus Ermangelung von Höhlen ging in die meist offenstehenden Heizungskeller, in denen man unter den Ostwohnblöcken entlang der Fernwärmeleitungen, unterhalb des ganzen Wohnblocks lang laufen konnte. Ausgestattet mit Taschenlampen und nachgebauten Gimmicks von Data. Das waren noch Zeiten... Reif für die Insel...Es ist immer (mal wieder) schön, an Plätzen aufzuwachen, an denen man im Dunkeln angekommen ist. Das kann einem ein Lächeln oder Staunen ins Gesicht zaubern oder auch völlig enttäuschend sein. In diesem Fall zum Glück das Erstere. Eingerahmt von hohen alten Bäumen mit kleinem Privatstrand am See und, zu meinem Erstaunen, ein bekanntes Auto ein paar Meter entfernt. Wie sich herausstellte sind Aenne uns Bernhard (erstmalig getroffen auf dem Robert Campbel Highway in Kanada) hier seit einer Woche gestrandet, da an ihrem Iveco die Spritpumpe aufgegeben hatte. So trifft man sich wieder. Allerdings nur kurz, denn ein anderer Camper sollte sie mit nach Port Hardy nehmen, um die bestellte Spritpumpe abzuholen. Diesmal also nur ein kurzes Treffen. Kurze Zeit später bin ich ebenfalls nach Port Hardy und habe mir bei strahlend blauem Himmel den Ort angesehen und mir ein Käffchen gegönnt. Danach ging es auf Erkundungstour nach Süden. Wie sich herausstellte, sind hier alle Forststraßen (FSR) öffentlich zugänglich. Also Luftdruck runter und los. Entlang des ausgedehnten Netzes an FSR gibt es zahlreiche kleine Recreation Sites. Das sind kostenfreie Stellplätze ohne großartige Ausstattung. Die meisten haben eine Picknikbank und einen Feuerring, einige sogar Müllbehälter und Plumpsklos. Häufig liegen diese Plätze direkt am Seeufer oder direkt an der Küste.
In den folgenden drei Tagen habe ich nur einen Bruchteil der FSR erkunden können, aber jedes Mal einen tollen Stellplatz gefunden. Einer davon liegt am Naka Creek. Der wird sehr lange in Erinnerung bleiben, denn zusammen mit Nadine und Nick hatte ich das Glück ein paar Buckelwale beim Jagen zu beobachten. Diese sind über 20 Minuten hinweg immer wieder aus dem Wasser gesprungen und haben eine unvergessliche Show geboten. Nadine und Nick kommen seit 18 Jahren an diesen Platz um Wale zu beobachten. Für mich endlich ein weiterer Haken auf der Bucketlist. V.a. freut es mich die Tiere in freier Wildbahn und nicht bei einer gebuchten Whalewatching Tour gesehen zu haben. Zweitere Option wäre für mich auch nicht in Frage gekommen. Von Naka Creek aus ging es dann weiter Richtung Tofino, einem kleinen sehr touristischem Ort (Vorwarnung von Nadine) an der Westküste. Der größte Teil der Küste gehört zum Pacific Rim Nationalpark. Auf der Fahrt dorthin wurde klar, was Nadine meinte. Auto an Auto reihte sich auf der schmalen Straße, Stellplätze kaum verfügbar, Campingplätze bis 80 € für einen Platz auf einer Wiese. Für mich war daher klar, dass Tofino nur als Tagesausflug angefahren wird. Als erstes habe ich eine kurze spannende Wanderung zu einem Flugzeugwrack nahe Radar Hill gemacht. Der Flieger RCAF ist bei einem Aufklärungsflug abgstürzt. Allein die Wanderung dorthin ist es schon wert. Überall Moos und Flechten und Schlamm und Wurzeln und umgestürzte Bäume. Indiana Jones oder Tomb Raider lassen grüßen. Anscießend habe ich mich noch kurz mit Wenke, Klaas und Mario am Strand getroffen, wo Klaas mit Surflehrer im Wasser war. Auf dem Rückweg bin ich noch ein zweites Mal einen der kurzen Rain Forest Walks gelaufen. Der hier dominante temperate rain forest ist beeindruckend. Riesige alte Zedern, Hemlocktannen und Fichten bilden das Hauptbild. Im Nationalpark wird nicht eingegriffen, d.h. wirklich alles Bruchholz bleibt liegen. Stämme und Äste sind dick mit Moos bedeckt und mit langen Flechten bewachsen. Vermodernde Stämme und Baumstümpfe sind von jungen Pflanzen bewachsen, Farne weit und breit. Licht dringt kaum bis auf den Boden. Absolut beeindruckend und einnehmend im positiven Sinne. Einige der großen Zedern sind über 800 Jahre alt. Um das zu veranschaulichen, stand auf einer Infotafel Folgendes: "Dieser Baum war bereits 300 Jahre alt, als Christopher Kolumbus 1492 Amerika entdeckte." Am nächsten Tag ging es weiter nach Victoria. Dort wollte ich mich mit Brian treffen. Brian hatte ich bereits in Halifax kennengelernt und wollte seiner Einladung folgen. Er hatte mich in den vergangenen Wochen auch immer wieder mit guten Tipps versorgt. Am Ende eines langen Fahrtages hat mich die Rushhour in Victoria völlig überrascht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das eine solch große Stadt ist. Nachdem ich endlich einen Parkplatz hatte klopfte es schon am Fenster. Brian mit einem warmen, frisch gebackenen Brot. So schnell kann Stress verfliegen. Wir sind dann ins Penthouse seines 20 stöckigen Apartmentbuildings. Die Besonderheit hier ist, dass der Besitzer des Hochhauses das Penthouse mit Terrasse als großen Gemeinschaftsraum eingerichtet hat. Klavier, verschiedene Sitzecken, Küche, Gasgrill, Kamin und ein Wahnsinnsblick über die Stadt und den Hafen. Brian sagte, dass das von den Bewohnern sehr gut angenommen wird und sich viele sehr regelmäßig dort treffen. Einen Haken hat das Ganze. Der Besitzer hat das natürlich nicht ganz uneigennützig eingerichtet. Das Penthouse wird regelmäßig für Hochzeiten oder Parties vermietet. Geben und nehmen. Brian und ich haben auf der Terrasse die Sonne und einen Tee genossen und dabei viel gequatscht. U.a. auch über Bildung. Dabei ist mir mal wieder aufgefallen, bei aller berechtigten Kritik, wie gut wir das in Deutschland eigentlich haben. Seine Frau hat ihr Physiotherapiestudium abgeschlossen und startet mit 100.000€ Schulden ins Berufsleben. Aktuell ist sie allerdings auf dem Pacfic Crest Trail (PCT, Wanderweg von Kanada nach Mexico, mehr als 4000 km) unterwegs, allein. Geschlafen habe ich in einer ruhigen Wohngegend neben einem Sportplatz. Ich mag das Übernachten in Städten überhaupt nicht gerne. Am Vormittag habe ich wegen des Zolls alle meine frischen Lebensmittel verarbeitet, weil ich am Nachmittag mit der Fähre in die USA nach Port Angeles wollte. Nachdem Gordo am Fährterminal geparkt war, bin ich noch kurz am Wasser entlang in die Innenstadt gegangen. Zurück am Fährterminal startet die Zollkontrolle durch die US-Beamten. Mein Versuch mein Visum zu verlängern oder zu erneuern wurde recht unfreundlich zurückgewiesen. Schade, jetzt bleiben nur noch 45 Tage bis ich die USA nach Mexico verlassen muss. Die Fährfahrt dauert 1,5 Stunden. Bei blauem Himmel und glattem Wasser war das ein Genuss. Goodbye Kanada! Der Zoll in Port Angeles hat mir leider doch noch ein paar Lebensmittel abgenommen. Den Großteil hatte ich aber durch das Einkochen behalten können. Also gleich wieder in den Supermarkt und das Wichtigste nachkaufen. Am Stellplatz für die Nacht angekommen, wurde ich direkt angemessen in Amerika begrüßt: Irgendwo im Wald hat jemand ein Magazin nach dem anderen leer geschossen... Gute Nacht! Pitsche patsche...Wieder nur Regen und von der Landschaft nichts zu sehen. Daher pragmatische Fahrtage und ein längerer Stopp in Terrace. Wie üblich in größeren Orten habe ich Lebensmittel nachgekauft und Wäsche gemacht. Während der Wartezeit habe ich noch den letzten Blog hochgeladen, was aufgrund der Staffelung deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen hat.
Ausgehend von Terrace bin ich zum Abend noch ein paar Kilometer den Highway 37 runter gefahren und habe einen schönen Stellplatz in einem Flussbett gefunden. Eine kurze Regenpause hat gereicht, um das Abendbrot vorzubereiten, danach musste ich mich wieder nach Innen flüchten. Am nächsten Morgen ging es schließlich nach Prince Rupert. Dort habe ich mir das Heritage Museum angeschaut (dürftig) und habe mir zur Abwechslung mal einen Krabbenburger gegönnt. Der Ort war fast wie ausgestorben, kaum noch Touristen unterwegs, die meisten Läden und Cafés schließen zwischen 16 und 17 Uhr. Aufgewärmt und wach ging es auf Stellplatzsuche. Viel ist hier nicht zu finden, also musste eine einfache Parkbucht in einer Nebenstraße herhalten. Da die Fährfahrt am folgenden Morgen bereits um 7:30 Uhr startet und man, sage und schreibe, zwei Stunden vorher da sein muss, habe ich meinen 16,5 Stunden Fährfahrt-Survival-Rucksack gepackt. Bücher, Essen, Trinken, Isomatte, Schlafsack, Tablett, Kopfhörer, Hygienezeugs, warme Klamotten und Fernglas, Wecker auf 4:30 Uhr gestellt. Am Fährterminal wurde deutlich, warum man so ungewöhnlich früh da sein muss. Im Gegesatz zu den mir bekannten deutschen und schwedischen Fährlinien wirkt hier alles irgendwie Amateurhaft. Und die zwei Stunden Beladezeit haben sie tatsächlich voll ausgereizt. An Board wollte ich mich, entsprechend ausgerüstet, in irgendeine ruhige Ecke zurückziehen und dort mein Lager für die kommenden Stunden aufschlagen. Aber mein inneres Ich hatte dazu plötzlich keine Lust mehr. Mit Argumenten wie "Du bist zu alt um über 16 Stunden auf dem Boden rumzusitzen, was bildest du dir eigentlich ein. Für allen Scheiß gibst du Geld aus, aber für eine Kabine bist du zu geizig. Wem willst du hier eigentlich was beweisen?" ließ ich mich überzeugen und habe eine Kabine mit Fenster zugebucht, ein kleiner warmer Rückzugsort. Die Fahrt war super, denn das Wetter spielte tatsächlich mit und im Laufe des Tages verzog sich der Regen langsam. Ich habe relativ viel Zeit an Deck verbracht und mit dem Fernglas nach Walen, Robben und Delfinen Ausschau gehalten. 'Leider' habe ich nur ein paar Delfine gesehen, die Orcas habe ich verpasst. Was macht man noch so in 16 Stunden (außer lesen, Serien gucken, Stellplätze raussuchen, Bilder bearbeiten und Podcasts hören)? Klar, wenn man so unterwegs ist wie ich, DUSCHEN! Was für eine Wohltat! Heißes Wasser aus der Wand, ein unglaublicher Luxus. Meine vierte heiße Dusche in über 60 Tagen. Für ein kurzes Workout mit Fjordblick war natürlich auch Zeit, und danach musste ich leider nochmal duschen. Wie konnte das nur passieren...?!? Beim Fernspähen habe ich Ty kennengelernt. Er ist auf Vancouver Island aufgewachsen und war für ein paar Tage mit seinem alten 82'er Van im Norden unterwegs. Ty ist wohl viel allein in der Natur unterwegs gewesen und hat viele nahe Begegnungen mit allen möglichen Tieren gehabt. 2005 hatte er ein eigenes Buch veröffentlicht, in dem von diesen Begegnungen in kurzen Berichten erzählt. Eigentlich wollte er mit dem Verkauf des Buches sein Rente etwas aufbessern, hat aber bis heute die Unkosten nicht raus. Aufgrund von Verzögerungen in Bella Bella (Ein mobiler Mammographie-Wagen ist auf der Rampe hängen geblieben. Anscheinend bringen sie den Wagen von Insel zu Insel, um den dort vorwiegend lebenden Indigenen eine Möglichkeit zur Krebsvorsorge zu bieten.), einem Zwischenstopp, sind wir mit gut zwei Stunden Verspätung in Port Hardy angekommen. Ich hatte versucht noch etwas zu schlafen, aber durch den Seegang kein Auge zu bekommen. Um 01:30 ging es endlich von der Fähre und 30 Minuten später hatte ich meinen Stellplatz am Georgie Lake, etwas außerhalb von Port Hardy, erreicht. Mit knapp 22 Stunden ein laaaanger Tag. Gute Nacht. |
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Juni 2024
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