No pain no flame...Nachdem am Auto alles erledigt war, ging es auf Empfehlung von z.B. Esther und Jörg und vielen anderen Richtung Acatenango. Der Acatenango ist ein Kegelvulkan südwestlich von Guatemala City. Das Besondere ist, dass man vom Acatenango aus den benachbarten Fuego sehen kann, der, wie der Name schon verrät, ein aktiver Vulkan ist. Anfangs hatte ich noch Zweifel, ob ich mir die Tour zutrauen, aber nachdem Hester und Lawrence mir ein paar Bilder von ihrem Aufstieg gezeigt hatten, war klar, dass ich da nicht drum herum komme. In einem Dorf am Fuße des Vulkans habe ich bei einer Familie übernachtet, die geführte Touren zum Gipfel anbietet, aber auch Lagerplätze zum Campen vermietet. Da ich große Gruppen und geführte Touren wenig leiden kann, habe ich mich für die Version mit Camping entschieden. Das hieß allerdings auch, dass ich alle Ausrüstung (Zelt, Schlafsack, Essen und viiieeel Wasser) selber schleppen musste. Direkt von der Straße geht es steil bergauf durch losen tiefen Sand. Wer auch immer den Weg geplant hat, hat von Serpentinen anscheinend noch nichts gehört. Der Weg geht überwiegend direkt den steilen Kegel hoch. Der Weg extrem staubig und sandig. Dementsprechend haben sich die nur 6 Kilometer Strecke auf fast 5 Stunden ausgedehnt. Meine Ausdauer hat gut mitgespielt, aber leider hat die Höhenkrankheit zugeschlagen. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, habe ich fast nur geschlafen und mit Kopfschmerzen gekämpft. Im Laufe des Nachmittages sind einige geführte Gruppen im Lager angekommen und haben kleine Hütten bezogen, die von den Locals abenteuerlich am Hang aufgebaut wurden. Diese Lager mit den vielen Cabañas scheinen wenig reguliert zu sein. West- und Osthang, beide mit Blick auf den Fuego, sind überwiegend entwaldet, um Platz für den Hüttenwildwuchs zu machen. Das ganze Ausmaß wurde mir aber erst am folgenden Tag bewusst. Obwohl ich direkt vom Zelt aus den Fuego rummeln hören und speihen sehen konnte, habe ich davon nicht viel mitbekommen. Immer wieder habe ich die anderen jubeln hören, konnte mich aber nicht aufraffen den Fuego längere Zeit zu beobachten. Das was ich gesehen habe war allerdings beeindruckend. Glühende Lava fliegt hunderte Meter in die Höhe, landet auf den Hängen des Kegels und fließt rotglühend daran herunter, dann kommt der Donner. Einmalig! Optimistisch hatte ich mir den Wecker auf 4 Uhr morgens gestellt, um den Aufstieg auf die Spitze des Acatenango zu wagen. Und siehe da, pünktlich zum Klingeln des Weckers waren die Kopfschmerzen weg und es ging mir deutlich besser. Ich einer Gruppe mit Guides bis zum Kraterrand gefolgt, denn allein hätte ich den Weg im Dunkeln nur mit Stirnlampe wohl nicht gefunden.
Oben angekommen, begrüßten mich locker einhundert weitere Menschen. Je näher der Sonnenaufgang kam, desto mehr geführte Gruppen kamen auf den Gipfel und kämpften um die besten Selfieplätze... So spektakulär fand ich das aber nicht mehr. Ja, der Sonnenaufgang war schön, v.a. mit den Schatten anderer Vulkane auf der Oberseite der Wolken, man sah aber die fliegende Lava in der Dämmerung nicht mehr. Der finale Aufstieg lohnt sich aber trotzdem. Nachdem die meisten Gruppen weg waren, habe auch ich mich auf den Weg gemacht. Im Lager wurde schon fleißig der (Plastik-)Müll der Touris verbrannt, warum sollte man den auch wieder mit ins Tal nehmen. Ist ja nur ein Nationalpark. Auch unterwegs keine 10 Meter Wanderweg ohne Müll. Entlang des Weges gibt es zwei Verkaufsbuden, die den üblichen Chips- und Krackerkram und Wasser bzw. Soda verkaufen. Die Verpackungen und Flaschen fliegen links und rechts in die Natur. Schade eigentlich. Ich hätte erwartet, dass die Guides da etwas mehr hinterher wären. Ok, genug gemeckert. Der Abstieg war die Hölle. Vier Stunden steil bergab ohne ebene Streckenabschnitte. Im unteren Teil sind dann schon die neuen Reisegruppen zu Hunderten aufgestiegen. Der Weg war dadurch so staubig, dass viele mit Masken oder Mundtüchern gelaufen sind. Der Staub ist am Schweiß kleben geblieben und alles färbte sich grauschwarz. Immer wieder musste ich mit zitternden Beinen Pausen einlegen. Schließlich bin ich völlig am Ende im Dorf angekommen. Am Straßenrand zig Reisebusse, die weitere Gruppe für den Aufstieg entladen haben. Unglaublich, was da täglich 365 Tage im Jahr an Menschen hochgetrieben wird... Einige sahen auf den ersten 500 Metern schon völlig fertig aus. Da konnte ich mir das Grinsen hinter meinem Mundtuch nicht verkneifen... Zurück am Auto gab es in einem kleinen Laden einen riesen Becher Coldbrew und ein Rote Beet Smoothie. Nachdem alle Körperstellen und Klamotten mit Druckluft grobgereinigt waren, habe ich mich auf den weiteren Weg gemacht. Logisch, dass ich mich die nächsten vier Tage vor Muskelschmerzen kaum bewegen konnte... 😂 Wer viel fährt muss auch mal schrauben...Nach dem Besuch von Tikal stand ein Besuch einer Werkstatt in der Nähe von Guatemala City auf dem Programm. Ich bin beim Ansehen einiger Reisevideos auf diese Werkstatt gestoßen. Das Besondere: sie kennen sich besonders gut mit LandCruisern aus, man auf dem Gelände campen und man kann mitschrauben (... und dabei was lernen). Aber bis dahin waren es noch einige Kilometer und Tage, leider.
Also erstmal ein kurzer Stopp in Flores. Flores liegt direkt an einem schönen See und bietet im Zentrum viele nette Cafés und ist für viele Reisende Ausgangspunkt für Tagesausflüge nach Tikal. Aufgrund des hohen Wasserstandes im See war ein Teil der Altstadt überflutet, was das Finden und Erreichen meines auserkorenen Cafés erschwert hat. Koffeeiniert und mit einem Sauerteigbrot im Beutel ging es noch kurz in den Supermarkt. Ich brauchte unbedingt noch ein paar Dinge, da ich in Belize nicht einkaufen war. Mit dem Wichtigsten ausgestattet ging es auf die Piste. Zwei extrem anstrengende Fahrtage später bin ich völlig erschöpft bei Rodrigo und Axel in der Werkstatt angekommen. Wer denkt, die Menschen in Mexiko fahren wie die Henker, der hat Guatemala noch nicht erlebt. Extrem rücksichtslos, egoistisch und aggressiv, ist ja aber auch kein Problem: Jesus hängt ja am Rückspiegel oder klebt auf der Heckscheibe... Der Aufenthalt bei Axel und Rodrigo hat sich über fünf Tage hingezogen. Das lag zum Einen an der Zeit zum Besorgen der benötigten Ersatzteile (Öl, Ölfilter, Luftfilter) und an einem Tagesausflug nach Antigua. Antigua ist eine sehr ursprünglich erhaltene Stadt mit Unmengen an Kirchen und dementsprechend viel religiöser Aktivität. Hier habe ich mich mit Hester und Lawrence getroffen (die aufmerksame Leserin wird die Beiden bereits aus Dawson City und La Paz kennen). Wir haben zusammen eine Stadtführung begonnen, die so langweilig und schlecht war, dass wir uns nach einer halben Stunde heimlich ausgeklingt haben. Im nächstgelegenen Restaurant haben wir uns dann eine lange Zeit über unsere Reiseerfahrungen, Photographie und natürlich Kaffee ausgetauscht (von Hester hatte ich u.a. die Empfehlung für die Kaffeetour bei Erick in Córdoba bekommen). Anschließend haben wir den Ort auf eigene Faust erkundet, viele Fotos gemacht und noch einen guten Kaffee in einem kleinen Café getrunken. Der Tag war schneller vorbei als gedacht und ich bin wieder zurück zur Werkstatt gefahren. Zwei Tage später war es dann auch schon Zeit für den Abschied von Axel und Rodrigo. Gordo wurde anständig gewartet: Ölwechsel, Luftfilterwechsel, abgeschmiert, Bremsen und Radlager gecheckt sowie die Reifen rotiert. Mit einem abschließenden Portrait auf der Speicherkarte ging es auf ins nächste (feurige) Abenteuer... |
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Juni 2024
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