Pitsche patsche...Wieder nur Regen und von der Landschaft nichts zu sehen. Daher pragmatische Fahrtage und ein längerer Stopp in Terrace. Wie üblich in größeren Orten habe ich Lebensmittel nachgekauft und Wäsche gemacht. Während der Wartezeit habe ich noch den letzten Blog hochgeladen, was aufgrund der Staffelung deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen hat.
Ausgehend von Terrace bin ich zum Abend noch ein paar Kilometer den Highway 37 runter gefahren und habe einen schönen Stellplatz in einem Flussbett gefunden. Eine kurze Regenpause hat gereicht, um das Abendbrot vorzubereiten, danach musste ich mich wieder nach Innen flüchten. Am nächsten Morgen ging es schließlich nach Prince Rupert. Dort habe ich mir das Heritage Museum angeschaut (dürftig) und habe mir zur Abwechslung mal einen Krabbenburger gegönnt. Der Ort war fast wie ausgestorben, kaum noch Touristen unterwegs, die meisten Läden und Cafés schließen zwischen 16 und 17 Uhr. Aufgewärmt und wach ging es auf Stellplatzsuche. Viel ist hier nicht zu finden, also musste eine einfache Parkbucht in einer Nebenstraße herhalten. Da die Fährfahrt am folgenden Morgen bereits um 7:30 Uhr startet und man, sage und schreibe, zwei Stunden vorher da sein muss, habe ich meinen 16,5 Stunden Fährfahrt-Survival-Rucksack gepackt. Bücher, Essen, Trinken, Isomatte, Schlafsack, Tablett, Kopfhörer, Hygienezeugs, warme Klamotten und Fernglas, Wecker auf 4:30 Uhr gestellt. Am Fährterminal wurde deutlich, warum man so ungewöhnlich früh da sein muss. Im Gegesatz zu den mir bekannten deutschen und schwedischen Fährlinien wirkt hier alles irgendwie Amateurhaft. Und die zwei Stunden Beladezeit haben sie tatsächlich voll ausgereizt. An Board wollte ich mich, entsprechend ausgerüstet, in irgendeine ruhige Ecke zurückziehen und dort mein Lager für die kommenden Stunden aufschlagen. Aber mein inneres Ich hatte dazu plötzlich keine Lust mehr. Mit Argumenten wie "Du bist zu alt um über 16 Stunden auf dem Boden rumzusitzen, was bildest du dir eigentlich ein. Für allen Scheiß gibst du Geld aus, aber für eine Kabine bist du zu geizig. Wem willst du hier eigentlich was beweisen?" ließ ich mich überzeugen und habe eine Kabine mit Fenster zugebucht, ein kleiner warmer Rückzugsort. Die Fahrt war super, denn das Wetter spielte tatsächlich mit und im Laufe des Tages verzog sich der Regen langsam. Ich habe relativ viel Zeit an Deck verbracht und mit dem Fernglas nach Walen, Robben und Delfinen Ausschau gehalten. 'Leider' habe ich nur ein paar Delfine gesehen, die Orcas habe ich verpasst. Was macht man noch so in 16 Stunden (außer lesen, Serien gucken, Stellplätze raussuchen, Bilder bearbeiten und Podcasts hören)? Klar, wenn man so unterwegs ist wie ich, DUSCHEN! Was für eine Wohltat! Heißes Wasser aus der Wand, ein unglaublicher Luxus. Meine vierte heiße Dusche in über 60 Tagen. Für ein kurzes Workout mit Fjordblick war natürlich auch Zeit, und danach musste ich leider nochmal duschen. Wie konnte das nur passieren...?!? Beim Fernspähen habe ich Ty kennengelernt. Er ist auf Vancouver Island aufgewachsen und war für ein paar Tage mit seinem alten 82'er Van im Norden unterwegs. Ty ist wohl viel allein in der Natur unterwegs gewesen und hat viele nahe Begegnungen mit allen möglichen Tieren gehabt. 2005 hatte er ein eigenes Buch veröffentlicht, in dem von diesen Begegnungen in kurzen Berichten erzählt. Eigentlich wollte er mit dem Verkauf des Buches sein Rente etwas aufbessern, hat aber bis heute die Unkosten nicht raus. Aufgrund von Verzögerungen in Bella Bella (Ein mobiler Mammographie-Wagen ist auf der Rampe hängen geblieben. Anscheinend bringen sie den Wagen von Insel zu Insel, um den dort vorwiegend lebenden Indigenen eine Möglichkeit zur Krebsvorsorge zu bieten.), einem Zwischenstopp, sind wir mit gut zwei Stunden Verspätung in Port Hardy angekommen. Ich hatte versucht noch etwas zu schlafen, aber durch den Seegang kein Auge zu bekommen. Um 01:30 ging es endlich von der Fähre und 30 Minuten später hatte ich meinen Stellplatz am Georgie Lake, etwas außerhalb von Port Hardy, erreicht. Mit knapp 22 Stunden ein laaaanger Tag. Gute Nacht. Comments are closed.
|
Archiv
Juni 2024
|