Ende Gelände?!?Von Valdez ging es auf die lange Fahrt Richtung ALCAN und kanadischer Grenze. Auf der Fahrt wurde sehr klar, dass der Sommer vorbei ist und der Winter bereits in den Schuhen steht. Mit jedem Tag wird der Anteil der gelb gefärbten Bäume größer und die Schneefallgrenze kletter nach unten.
In Tok, dem letzten Stopp mit Tankstelle vor der Grenze, hatte ich nochmal vollgetankt (Geiz ist geil!) und bin auf einen Campground nahe der Grenze gefahren. Nach dem Abendbrot war Videoabend angesagt: Solo Series mit A.S.P. White. Das sollte mein großes Glück sein! Andrew wies im Video darauf hin, dass er täglich am Ende der Fahrt das Fahrzeug auf evtl. Schäden oder Undichtigkeiten prüfe. Mein Gedanke daraufhin: Jupp, das solltest du morgen früh auch mal wieder machen. Gedacht, getan. Dabei fiel mir auf, dass der Sprit im Schauglas des Dieselfilters verdächtig klar aussah. Klar, dachte ich, könnte Wasser sein, die Spritqualität soll hier ja nicht so berauschend sein. Also schnell das Schauglas geleert und mal dran gerochen: definitiv kein Wasser, sondern Benzin. In dem Moment ist mir der Arxxx auf Grundeis gegangen. Anscheinend hatte ich in Tok knapp 60 Liter falschen Sprit getankt, bin damit aber noch 100 km gefahren. Normalerweise sollte man den Motor gar nicht erst starten, sofern man es bemerkt. Was nun? Zurück nach Tok (100 km) oder über die Grenze nach Beaver Creek (70 km)? Beaver Creek sollte es sein, da es weniger weit entfernt und in der richtigen Richtung lag. Die Fahrt bis Beaver Creek lief problemlos, dem Motor war nicht anzumerken, dass Sprit nicht der richtige ist. Für die technisch weniger versierten Leserinnen und Leser hier mal eine kurze Erklärung, warum das das nicht so gut ist. Im Diesel sind Zusatzstoffe, die die Einspritzpumpe schmieren. Benzin wirkt entfettend und zerstört diesen Schmierfilm, was dazu führen kann, dass die Pumpe festfrisst. Zusätzlich können sich durch Abrieb feinste Späne lösen und die Einspritzdüsen verstopfen. Was folgt ist eine aufwendige und teure Reparatur, mit Teilen, die aus Europa eingeflogen werden müssten. Also insgesamt keine guten Aussichten, erst Recht nicht in dem Moment, als der Motor dann, zum Glück in Beaver Creek, den Dienst quittierte. Fertig mit den Nerven und der Erkenntnis, dass Beaver Creek lediglich aus einem Motel mit Tanke besteht, hatte ich einen Abschlepper aus dem 500 km entfernten Whitehorse bestellt, ich hatte also 9 Stunden Zeit um darüber nachzudenken, wie es weitergehen sollte. Zufällig stand in Beaver Creek noch ein Mercedes mit deutschem Kennzeichen, den ich unterwegs bereits mehrfach gesehen hatte. Mit dem egoistischen Gedanken "geteiltes Leid ist halbes Leid" hatte ich "Hallo" gesagt und ein paar Stunden später lief Gordo wieder und der Abschlepper war abbestellt. Um das hier kurz zu machen und die technischen Details zu ersparen, nur in allerkürzester Kürze: Wir (Mario, Manfred und ich) haben zuerst die Dieselfilter, Leitungen und Einspritzpumpe mit Diesel gespühlt und neu befüllt. Danach haben wir erfolgreich den Motor starten können. Nachdem klar war, dass der Motor läuft, haben wir den Tank leer gepumpt (Benzin mit Schlauch ansaugen muss ich so bald nicht nochmal haben), Gordo zur Zapfsäule geschleppt und neu betankt. Ergebnis: Motor läuft! Reise kann weitergehen. In meinem Kopf hattebich schon einen Tausch der Einspritzpumpe oder sogar einen Motorschaden durchgespielt. Nervlich war ich da echt am Boden, da dass das Ende der Reise und hohe Reparatur- und Verschiffungskosten nach sich gezogen hätte. Daher an dieser Stelle ganz ganz lieben Dank an Mario und Manfred für die Ermutigung, die Arbeiten eigenständig zu probieren und die Hilfe dabei. Danke auch an Wenke für die Versorgung mit Zucker für die Nerven und den heißen Tee. Am Ende des Tages sind wir alle zusammen weiter nach Süden gefahren, haben uns einen gemeinsamen Stellplatz gesucht und abends gemeinsam am Feuer gesessen. Was ein Tag... Comments are closed.
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Juni 2024
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