Weiter geht's...Der letzte Eintrag endete am Exit Glacier. Der Morgen nach der Wanderung war wieder typisch nass und kalt, zusätzlich schrie der ganze Körper bei jeder kleinen Bewegung um Gnade. Das Altern und 1000 Höhenmeter aus dem Kalten vertragen sich nicht so gut. Aufgrund des Wetters war schnell klar, es wird ein Fahrtag. Erster Stopp ist der Turnagain River. Hier tritt fünf Tage um den Vollmond herum folgendes Phänomen auf: die einlaufende Flut ist so stark, dass die Fließrichtung des Flusses umgekehrt wird und eine, bei Surfern beliebte, stehende Welle entsteht. Boretide nennt man das Ganze. Gesehen habe ich es leider nicht, Ebbe. Zweiter Stopp Anchorage. Dort habe ich erstmal wieder alles Notwendige an Lebensmitteln aufgestockt und bin anschließend noch ins Zentrum zu Stewarts, einem Fotoladen, gefahren. Erstanden habe ich eine Schultergurthalterung für meine Kamera. Den Capture Clip von PeakDesign hätte ich schon viel eher kaufen sollen. Die Kamera liegt jetzt nicht mehr, nervig zugänglich, im Rucksack, sondern hängt griffbereit am Schultergurt und man hat die Hände frei. Genial! Vom Konsum glücklich bin ich ein paar Kilometer nach Norden an den Knik River gefahren, um dort zu nächtigen. Rückblickend habe ich von Anchorage nicht mehr gesehen als den Walmart und den Fotoladen, kein Museum und auch nicht das Heritage Center. Kulturbanause... Aufgrund zahlreicher Empfehlungen hatte ich mich durchgerungen noch einen 200 km Abstecher nach Valdez zu machen. Valdez bietet mit der Salmon Hatchery ein echtes Erlebnis. Dort werden jedes Jahr tausende Lachse 'gemolken' und ein bis zwei Jahre aufgezogen. Jedes Jahr kehren die adulten Tiere zum Laichen dorthin zurück. Zwischen Juni und September hat man so die Möglichkeit, Unmengen sterbende Lachse, einen mit Lachsleichen überzogenen Strand und den leckeren Verwesungsgeruch zu erleben. Dazu kommt, dass die Lachse Bären, Seelöwen, Seeotter, Seeadler und natürlich Touristen anlocken. Kommt man zur Zeit der Flut, dann lassen sich zig Seelöwen aus nächster Nähe beobachten, Bären ebenso. Ich habe dort locker zwei Stunden mit Fernglas und Kamera verbracht, der Umweg hat sich wirklich gelohnt. Jetzt aber endlich in den Süden, die Kälte und der Dauerregen schlagen auf mein Gemüht. Aber dabei soll es nicht bleiben, es geht immer schlimmer... (Was ein Cliffhanger...) Nachtrag: Mir ist aufgefallen, ich hätte noch ein wenig mehr auf die Lachse eingehen können und das soll jetzt geschehen.
Was für mich sehr spannend zu beobachten war, war die unerschöpfliche Energie mit der sich die Lachse stromaufwärts kämpfen. Egal ob Bären oder Seelöwen oder Wasserfälle. Bekannt sollte sein, dass die Lachse nach dem Laichen an Ort und Stelle sterben und ihre Überreste die Basis für zahlreiche Nahrungsketten bzw. -netze bilden. Die Lachse verausgaben sich dabei bis zur völligen Erschöpfung und schließlich dem Tod. Viele Lachse halten sich in Bereichen mit wenig Strömung oder stehendem Wasser auf und schwimmen immer wieder in die Strömung, um weiter stromaufwärts zu gelangen. Da die Kraft fehlt, werden sie dabei mit der Strömung mitgerissen, treiben wieder an ihren Startpunkt und versuchen es erneut. Es tut schon fast weh, das zu beobachten. Um mehr Energie zu Verfügung zu haben, stellt der Körper viele Stoffwechselprozesse ein, es werden z.B. die Schuppen zurückgebildet bzw. aufgelöst. Dadurch fehlt die schützende Schleimschicht und die Lachse werden bei lebendigem Leibe von Pilzen und Bakterien zersetzt. Passend werden sie in diesem Stadium Zombiefish genannt. Immer wieder spannend, was sich in der Evolution für Strategien herausbilden. Comments are closed.
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Juni 2024
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