Jetzt kommen gleich ganz viele Berichte...hatte lange kein Internet.10.10.2019Tja, ... ... heute bin ich wieder nicht weit gekommen... Es hat mich tiefer in den El Angel Parque Nacional, nach Socabones, getrieben. Hier bin ich den ganzen Tag bei bestem Wetter umhergewandert, habe ein paar Wege mit dem Toyo erkundet und habe jede Menge Fotos gemacht. Das war es auch schon. Den sch*** Kocher musste ich heute abend wieder auseinander nehmen und reinigen. Wenn das so weitergeht, werde ich mir irgendein Billigteil aus dem Baumarkt holen... Oder sie haben hier vielleicht sogar die passenden Gaskartuschen. Jetzt läuft wieder die Heizung, draußen ist es saukalt und stürmisch. Der Wecker steht auf 04:00 Uhr, da ist nämlich der Mond weg und man kann die Sterne besser sehen. Nacht! 09.09.2019Heute... ... ist nicht viel passiert. Ich bin von meinem Stellplatz lediglich 17km weiter zum "Refugio Del Voladero" gefahren. Der Weg dahin alles andere als einfach, aber landschaftlich faszinierend. Überall stehen die für das Paramo typischen Frailejones (Mönchspalmen), viele davon in gelber Blüte. Diese Pflanze ist leider vom Aussterben bedroht und kommt nur noch in wenigen Teilen Kolumbiens, Venezuelas und Ecuadors vor. Auf der kurzen Rundwanderung am Refugio habe ich mal wieder Kolibris gesehen. Diesmal bei 5°C auf 3800m und starkem Wind. Die Viecher sind wirklich überall. Ich werde auf jeden Fall welche nach Deutschland einschleppen. Da das Wetter immer schlechter wurde und es anfing zu regnen, bin ich einfach am Refugio geblieben. Zweiter ausschlaggebender Punkt war das starke Verlangen nach einem koffeinhaltigen Heißgetränk. Leider sah mein Kocher das anders und gab seinen Geist auf. Nach vollständiger Zerlegung in fast alle Einzelteile und gründlicher Reinigung (völlig verrußt, evtl. ist das Benzin nicht sauber genug und/ oder es ist die unsaubere Verbrennung aufgrund des geringeren Sauerstoffgehaltes der Luft) klappte es dann schließlich doch noch mit dem Kaffee. Anschließend habe ich einige Dinge umgelagert, die ich bisher nicht genutzt habe, die aber leicht zugänglichen Stauraum belegen. Und ich habe meine zweite Daunenjacke aus der Dachkiste geholt...kalt es ist! Zum Sonnenuntergang haben sich die Wolken auf spektakuläre Weise verzogen und das Paramo in ein leuchtendes Orange getaucht. Der fast volle Mond strahlt kalt, die Restwärme der Standheizung ist aufgebraucht, die zwei Schlafsäcke sind kuschelig warm und Freya Ridings erfüllt mein rollendes Heim mit wohligen Klängen! (Anspieltipp: Freya Ridings "Live at St Pancras Old Church") 08.09.2019Ab geht die Party... ... und die Party geht ab. Bis 5Uhr morgens haben sie gefeiert, laut und deutlich. Trotz mangelndem Schlaf und Aufbruchstimmung bin ich noch kurz in El Puerto an der Laguna de la Cocha, praktisch der Nachbarort. Was für ein Glück, dass ich hier nochmal rangefahren bin. Kleine Holzhäuser und viele Boote in bunten Farben an einem langen Kanal, der hinaus auf den See führt. Emsiges Treiben auf der Straße: vorbereiten der Läden und Shops, reparieren der Straße, wobei alle mit Schaufel und Schubkarre anpacken, Be- und Entladen der Boote. Ein Platz zum Verweilen, wenn nicht die Grenze rufen würde. Also ab dafür und über Pasto nach Ipiales. Meine ersten Kilometer auf der eigentlichen Panamericana! Was für eine Enttäuschung. Die ersten 50km sind fast nur Baustelle und die paar Kilometer nach Ipiales ziehen sich wieder über über Stunden. Spontan bin ich noch kurz an der Wallfahrtskirche "Santuario de las Lajas" rangefahren. Die hatte ich schon mal bei Youtube in einem Reisevideo gesehen. Wenn man aber so dämlich ist wie ich und an einem Sonntag zu einer Wallfahrtskirche fährt, ist man selber schuld, wenn man plötzlich in einem riesigen öffentlichen Gottesdienst landet. Es scheint als haben sich Kolumbien und Ecuador gemeinsam hier versammelt, um auf dem Kirchplatz und der prall gefüllten Kirche ihrem Gott zu huldigen. Für mich nicht nachvollziehbar, aber hier ist das eben fester Bestandteil des Lebens. Gott wird das schon richten...mit 15 schwanger, keine Kondome oder Pille, keine Abtreibung und vor Kurven oder Kuppen blind überholen... Ein Vorteil wenn man als Nordeuropäer auf so einer Großveranstaltung landet ist, dass man nie den Überblick verliert. Also durch die Massen quetschen, ein paar Fotos machen und zurück zum Auto. Jetzt aber endlich zur Grenze! Chaos, zumindest aus meiner Sicht. Die Grenzen in Mittelamerika sollen weitaus schlimmer sein. Es ist nichts so richtig ausgeschildert und es fehlt ein Parkplatz, immerhin muss ich zum Zoll das Auto wieder ausführen. Der eigentliche Parkplatz ist z.Zt. eine Art Zeltlager. Hier betreut das rote Kreuz Flüchtlinge, aus Venezuela nehme ich an. Nach einer Ehrenrunde findet sich doch noch ein Platz zum Parken und das Zollbüro. Der Beamte nimmt sich den richtigen Zettel aus meinem dicken Stapel, stempelt diesen und bittet mich ihn abzufotografieren. Wahrscheinlich ist der Kopierer kaputt. Jetzt noch zur Migracion den Ausreisestempel für den Reisepass holen. Kolumbien check! In Ecuador umgekehrt, erst Migracion dann Zoll. Migracion geht schnell, beim Zoll dauert es etwas länger. Für den Wagen an sich interessiert sich keiner, es geht nur um die richtigen Dokumente. Witzig war, dass ich mit dem Telefon der Zollbeamtin zurück zum Auto musste, um Fotos vom Nummern- und Typenschild sowie eine Totalaufnahme von der Seite zu machen. Sie hat auch alle meine Dokumente nur abfotografiert. Hoch lebe die Technik. Nach ca. einer Stunde war alles erledigt und ich habe meinen ersten Stellplatz in Ecuador angesteuert. Auf 3500m auf einem kleinen Plateau inmitten der Paramo, mit Blick auf einen schneebedeckten Vulkan am Horizont. Bienvenidos a Ecuador! 07.09.2019Die Straße... ...von Mocoa nach Pasto kennt keinen Asphalt. Auf gut 100km Schotterpiste habe ich mich den ganzen Tag aus dem Tiefland wieder in die Berge geschraubt. Dabei anfangs immer wieder weite Blicke auf das riesige Amazonasgebiet am Horizont, flach wie ein Brett. Später dann viele Wasserfälle, Erdrutsche und Begegnungen mit LKWs, Murphys Law sei dank, an den engsten Stellen. Der Blick auf die umliegenden Vulkane war leider durch die Wolken versperrt. Endpunkt der heutigen Tour ist das Restaurant "Jardin del Lago" an der "Laguna de la Cocha" (zu deutsch "See der Sau"). Nach versalzenem Essen und einem Bad im (Sau)kalten See (auf ca. 2800m) habe ich seit langem mal wieder gelesen. Allerdings eher schlecht als recht: In einer etwas weiter entfernten Lokalität ist man in Feierlaune, hat die Anlage voll aufgedreht und beschallt den gesamten See. Hier ist ein Zitat von "Fury in the Slaughterhouse" mehr als angebracht: "hang the DJ hang him high". Mal laut, mal leise, mal nur am Titel skippen und einige Songs höre ich schon zum achten Mal. Zum Glück hat das jetzt aber ein Ende. Ein Alleinunterhalter hat den DJ abgelöst und prügelt irgendwelche spanischen Kracher ins Keyboard. Qualität spielt keine Rolle, Hauptsache es ist laut. Es wird Zeit die Ohrstöpsel zu suchen und mir in den Kopf zu hämmern, an den Wochenenden jegliche Zivilisation zu meiden! Danke für den Rausschmeißer, Ecuador ich komme! Stille Nacht... ;) P.S. Aufgrund der Höhe ist es wieder angenehm kalt. Gestern Nacht noch nackt mit dünnster Decke geschlafen und jetzt läuft seit zwei Stunden die Standheizung und der Daunenschlafsack liegt bereit. Außentemperatur 7°C. Comments are closed.
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