Langsam nervt es...Von Paicol ging es zeitig, nach dem Bad am Wasserfall, weiter nach Süden Richtung Pitaliti. Dort wollte Wouter in den Bus weiter nach Orito steigen und ich weiter nach San Agustin, um doch noch meine Dosis archäologische Kultur zu bekommen. Da wir, wie immer, aber erst recht spät in Pitalito angekommen sind, musste noch ein Platz für die Nacht gefunden werden. Laut iOverlander sollte es diesen in der Nähe von Palestina geben, El Encanto Ecoreserve. Diesmal Volltreffer! El Encanto begrüßte uns mit zahlreichen Kolibris in der Abendsonne, einem frischen Bananensaft, herrlichem Ausblick und angenehmer Stille. Hier leben drei Generationen unter einem riesigen Dach. Die Kinder Angela und Michel, auch wenn noch sehr jung, haben das Ziel, die Besucher der Vogelwelt und dem Schutz der Natur näher zu bringen. Viele handgemalte Schilder zeigen die verschiedenen vorkommenden Vögel. Der Garten und die Plantage sind so angelegt, dass möglichst viele Insekten und Vögel angelockt werden. Die Eltern versuchen mit den wenigen vorhandenen Mitteln und mit viel Arbeit, kleine Unterkünfte herzurichten. Dabei versuchen sie Materialien bzw. Müll wiederzuverwerten. Außerdem wollen sie langfristig mehr des umliegenden Landes kaufen und aufforsten bzw. ökologisch nutzen. Es ist schön zu sehen, wie engagiert und motiviert v.a. auch die Kinder sind (beide so um die 20). Michel hat vor Kurzem einen Vortrag mehreren hundert Schülern in einer Schule gehalten. Selbst der Jüngste, mit seinen 3 Jahren, benennt fleißig alle möglichen Tiere. Am Abend haben wir fleißig über Politik und Umweltschutz in Kolumbien und Deutschland diskutiert. Am nächsten Morgen haben wir dann schweren Herzens das kleine Paradies verlassen und ich habe Wouter in Pitaliti rausgeschmissen. Nach mehr als drei Wochen gemeinsamer Reise geht es jetzt allein und ohne Dolmetscher weiter... Sicher ist aber, dass ich Wouter später mal in Brügge besuchen werde. Das steht nach dem Film "Brügge - sehen und sterben" sowieso schon lange auf dem Plan. Da ich nicht direkt in San Agustin übernachten wollte, habe ich am Salto El Moltino Halt gemacht und übernachtet. Große Wiese, Schwimmbecken, Außendusche, ein 200m hoher Wasserfall und ein, wie ich am nächsten Morgen herausfand, einem Hahn, der in einer anderen Zeitzone lebt. Dieser fängt nämlich schon um vier Uhr morgens mit seinem Geschrei an... Der Parque Archeologico San Agustin sollte zur Abwechslung mal etwas Kultur bieten. Zu meiner Freude waren die meisten Tafeln im Museum und an den Ausgrabungsstätten sogar auf Englisch, allerdings nicht besonders informativ. Nach vier Stunden und gefühlt 200 Steinfiguren bin ich von San Agustin zum zweiten (von drei) Teil des Parkes nach Isnos gefahren. Dort war man über mein Erscheinen sehr verwundert, da diese Stätte wegen Bauarbeiten für ein Jahr geschlossen sei. Schön, dass man mich in San Agustin darauf hingewiesen hatte, nicht. Auch der dritte Teil des Parkes sei zu... Cool, vollen Preis bezahlt und eine Stunde Anfahrt für ein Drittel Leistung. Entnervt zurück am Salto Moltino erstmal Kaffee und Kuchen und dann endlich das Geburtstagsworkout nachholen. Den Bauchteil musste ich weglassen, wird aber nachgeholt! Nach kurzer Nacht, ich erinnere an den falschgestellten Hahn, und laaaaaaanger Fahrt habe ich Mocoa erreicht. Unterwegs viel Regen, noch mehr Erdrutsche und noch viel mehr Schlaglöcher. Für die knapp 160km habe ich fast 6 Stunden gebraucht... Fertig und leicht genervt bin ich dann zur hiesigen Attraktion, dem Fin del Mundo, einem Wasserfall, aufgebrochen. Es war kurz nach drei Uhr und man sagte mir, dass der Wasserfall heute geschlossen sei, aber morgen ab 8 Uhr wieder öffnet... Gehts noch?!? Ein scheiß Wasserfall wird "geschlossen", Zugang nur zwischen 8 und 13 Uhr... Die Kolumbianer haben leider viele ihrer natürlichen "Attraktionen" geschäftlich gut organisiert. Entweder durch eine Parkleitung oder durch Privatleute, die erst Kohle kassieren und später alles verriegeln. Das ist jetzt schon so oft passiert, dass man nachmittags/ abends irgendwo ankommt und vom Wachmann abgewiesen wird. Selbst wenn man nur in der Abendsonne an einem Wasserfall oder einem Strand sitzen möchte... Also morgen früh wieder da hin, Geld für Eintritt abdrücken und hoffen, dass das Ende der Welt hält was es verspricht... Comments are closed.
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Juni 2024
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