Zeit totschlagen...... bis meine Schwester endlich in Punta Arenas landet. Das ist momentan mein täglich Geschäft. Aber es gibt Schlimmeres, als dies in Tierra del Fuego zu tun.
Nachdem ich endlich aus Ushuaia raus war, bin ich entspannt die Ruta 3 Richtung Rio Grande gefahren. Unterwegs kleine Abstecher zur Laguna Margerita und zum Cabo San Pablo. Dort gab es mal wieder ein verlassenes Campamento. Mittlerweile das Dritte hier in der Gegend. Wofür die mal genutzt wurden und warum die alle verlassen sind, muss ich noch rausfinden. Am Strand dort liegt ein Wrack. Die "Desdemona", ein 1954 in Hamburg gebauter Frachter, der 1985 wegen Leck dort notgestrandet wurde. Ladung waren 20.000 Säcke Zement. Ausgehend von Rio Grande bin ich dann quer nach Westen zum Grenzübergang Paso Bellavista. Am Abend vor der Querung habe ich alle verbleibenden frischen Lebensmittel eingekocht und im Kühlschrank verstaut. Wieder auf chilenischer Seite bin ich in den Karikunka NP und habe dort eine kleine Wanderung gemacht. Typisch für Chile, muss man wieder überall Eintritt zahlen, wenn man sich denn an die Regeln hält... Der NP wird von einer privaten amerikanischen Organisation betrieben. Die Ruta Y-85 auf der ich war, befindet sich noch im Bau. Wenn fertig, soll sie den NP Yendegaia erreichbar machen. Bisher hat dieser nämlich nur seinen Namen, sonst nichts. Der Weg bis zur aktuellen Position der Baustelle lohnt sich wirklich! Kaum Menschen, schöne Landschaften. Entlang der Straße immer wieder riesige angestaute Wasserflächen, Dämme und Biberburgen. Die Biber wurden vor etlichen Jahren mal aus Kanada hier, genauer gesagt auf argentinischer Seite, angesiedelt. Man wollte sie wegen der Felle züchten. Irgendwann hat man das dann aufgegeben und die Biber verändern seit dem tiefgreifend die Landschaft. V.a. weil auch wichtiges Weideland geflutet wird, sind sie nicht gerade beliebt, um es mal harmlos auszudrücken... Auf argentinischer Seite gab es wohl sogar Überlegungen Bären aus Kanada anzusiedeln. Klar, die fressen dann die ganzen Biber! Da hat mal wieder jemand gepennt im Biounterricht... Auf jeden Fall habe ich auf der Y-85, bei der Suche nach einem Nachtlager, Geeske und Steven getroffen.) Die beiden sind fulltime mit einem 78er HZJ seit 2016 unterwegs. Eine beeindruckende Route von Europa über Russland und die Mongolei nach Süd Korea. Von dort nach Japan und später nach Australien. Von dort dann nach Kambodscha und über Laos nach China. Anschließend wieder über Mongolei und Russland und einige "Stans" zurück nach Europa. Jetzt machen sie Süd- und später Nordamerika unsicher. Irgendwann bin ich an einem Vormittag in Caleta Maria angekommen, Sackgasse. Es besteht aus einem Haus am Ende eines Fjords. Dort lebt Cesar, der z.Zt. einen Volunteer aus Deutschland hat. Nach Einladung auf einen Kaffee und viel spanischer Unterhaltung, von meiner Seite immer nur Nicken bei 90% sprachlichem Unverständnis, "musste" ich noch zum Mittag bleiben. Es gab frisch gefangenen Fisch, wer würde das ausschlagen... Also wer wirklich mal an der Arsch der Welt will, der sollte unbedingt hier her! Es ist einer der schönsten!!! Mehr tranquilo geht nicht. Auf dem Rückweg nach Norden habe ich noch eine Nacht am Lago Deseado verbracht und endlich mal wieder die heiße Dusche in Betrieb genommen. Ein willkommener Luxus. Am kalten, verregneten nächsten Morgen habe ich Mann gespielt: Holz schlagen, Feuer machen, Brote backen, Pfoten verbrennen und Mate saufen. Was ein Spaß... Jetzt stehe ich seit fast drei Tagen am Lago Blanco. Der Wagen parkt drei Meter vom Ufer unter Bäumen. Die Hängematte baumelt mit Seeblick daneben. In der Luft kreisen Kondore und Papageien fliegen kreischend durch das Geäst. Noch vier Tage bis Schwesters Ankunft. Eigentlich ein perfekter Platz zum Bleiben. Das Einzige was mich heute wegtreibt ist das Verlangen nach frischem Essen. Mittlerweile sechs Tage ohne frisches Obst und Gemüse sind genug. Kein Bock mehr auf Nudeln und Konserven... Cerro Sombrero here I come! Comments are closed.
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Juni 2024
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