Und wieder...... eine Lektion gelernt. Aber dazu später. Am 11.8. sind wir von Minca aus in Richtung Riohacha bzw. Cabo de la Vela aufgebrochen, also Richtung Wüste. Der Weg nach Riohacha war sehr angenehm, trotz der Hitze. Lange Aleen mit etwas Schatten, immer wieder der Blick aufs Meer und die Sierra Nevada. Aber auch riesige Bananenplantagen entlang der Küste. Je näher man Riohacha kommt, desto spärlicher wird die Vegetation und die sowieso schon unerträglichen Temperaturen steigen weiter. In Riohacha haben wir getankt, Vorräte aufgefüllt, bei einer Kiteschule eingezäunten Unterschlupf gefunden und in einem Fischrestaurant 600g frischen Rotbarsch verschlungen. Am nächsten Morgen dann zeitiger Aufbruch in die Wüste, über Manaure nach Cabo de la Vela. Die Straße abwechselnd frisch asphaltiert und unerträglich, z.T. brachliegende Baustelle. Diese Baustelle haben die Indigenen der Wayuu genutzt um "Straßensperren" (über die Straße gespannte Schnüre, Drähte oder Motoradketten) zu errichten und vorbeikommenden Fahrzeugen einen Wegezoll zu erpressen. Ich hatte schon davon gelesen, aber nicht von Sperren auf diesem Teilstück. Der Tipp der Locals lautet: drauf zu halten und sie lassen die Sperren fallen. Tja... An der ersten Sperre, der zweier Erwachsener, haben wir zumindest einem der beiden etwas gezahlt und durften passieren. Und dann kamen alle 20 bis 30 Meter weitere Sperren von Kindern. Wir also angehalten, um mit ihnen zu verhandeln. Von hinten kamen weitere Autos und fingen wild an zu hupen, einer überholte irgendwo mitten durch die Büsche. Also dem Vorbild und den Tipps der Locals folgend aufs Gas und durch die erste Sperre und fünf bis sechs weitere Sperren. Leider ließen nicht alle Kinder ihre Sperren fallen, sondern rissen sie bewusst hoch, so dass, in einem Fall leider eine Motoradkette, voll gegen die Motorhaube schlug und über dieselbe gerissen wurde. Alles ging wahnsinnig schnell und war irgendwie surreal. Schließlich waren wir aus dem Gebiet raus, begutachteten die Schäden am Auto und begannen eine hitzige Diskussion darüber, ob man den Bälgern, die in absoluter Armut mitten in der Wüste, das verlangte Geld geben sollte oder nicht... Soll sich jeder seinen Teil dazu denken. Am Ende wären wir vielleicht 5€ ärmer gewesen, die Motorhaube und Kotflügel wären noch in Ordnung und die Kinder wären in ihrem fragwürdigen Verhalten bestärkt worden...
Nach dieser anfänglichen Ernüchterung, dem Abschwellen meines Adrenalinspiegels und dem Abklingen meiner Wut auf die Kinder und auf mich selbst, erreichten wir schließlich Capo de la Vela. Sonne im Zenit, 40 Grad trockene Hitze und Wind bis 6bft, kein Schatten in Sicht das Wasser im Tank hat erfrischende 35Grad und der Kühlschrank läuft am Limit. Nicht mein Ort der Wahl, aber sehr interessant und schön. Nachdem wir einige Zeit am windgeschützten Strand (Ojo del Agua, hier mit Dreharbeiten zu einem Film über die Indigenen) verbrachten ging es weiter zum Cerro Pilon de Azucar, einem Aussichtspunkt mit weitem Blick über die Wüste, die Küste und das Meer. Hier haben wir dann die Zeit bis zum Sonnenuntergang totgeschlagen und wurden dann von einem Aufseher des, sowieso viel zu windigen, Parkplatzes verwiesen. Also kein Wildcamping, sondern Stellplatzsuche im Ort. Alles schnell erledigt, gut gegessen und zeitig ins viel zu heiße Bett. Heute sind wir um 7 Uhr ("you Germans with your fucking punktuality") wieder Richtung Santa Marta aufgebrochen. Die Rückfahrt durch die Wüste und Salzpfannen war bei der noch tiefstehenden Sonne viel schöner als auf der Hinfahrt. Trotzdem bereits sengende Hitze. Übrigens hat es in der Gegend seit 3 Jahren nicht mehr geregnet. Wasser müssen die Einwohner teuer einkaufen und in großen Tanks bevorraten. Wie auch auf der Hinfahrt lassen sich in der Nähe jeder Ansiedlung Unmengen von Plastiktüten bewundern. Ein Anblick, bei dem einem die Tränen in die Augen schießen und man gleichzeitig im Strahl kotzen möchte, weil man weiß, dass in den hiesigen Supermärkten alles in separate Plastiktüten gepackt wird. Der Müll der Ersten hängt in den kargen Sträuchern, Kakteen, Bäumen und Zäunen der Dritten Welt... Zurück auf der Hauptstraße ging es 83km schnurgerade auf Schotterpiste, baufälliger Straße und löchrigem Asphalt Richtung Süden. Schließlich wieder in Riohacha haben wir uns die tägliche Dosis Fett, Proteine, kurzkettige Zucker und Koffein gegönnt, Gott sei Dank, mit Klimanalage! Der Laubfrosch hat dann noch eine gründliche Waschung bekommen und wir sind grünglänzend zwei Stunden später irgendwo am Strand mit Camping unter Palmen und ohne Klo gelandet. Jetzt streift mir der Duft von vor sich hin kokelnden Blättern durch die Nase, ab und zu parkt ein Mototaxi neben mir oder eine unbekannte Frucht knallt aufs Dach und ich liege, mal wieder, in meinem eigenen Schweiß... Morgen gehts in die Berge! Comments are closed.
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Juni 2024
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