Entspannung...... im Parque Nacional Podocarpus zwischen Loja und Vilcabamba. Die Fahrt hierher war überraschenderweise ohne Zwischenfälle. Was vielleicht daran lag, dass ich über kleinere Nebenstraßen Richtung Lojas gefahren bin. Auf dem Weg habe ich einen kurzen Stopp an der Wallfahrtskirche in El Cisne eingelegt. Der Ort war wie ausgestorben. Kaum Menschen unterwegs und die immer wieder durch die Straßen ziehenden Wolken haben dem Ganzen etwas mystisches verliehen. Kaum vorstellbar, dass hier sonst tausende Menschen die Erleuchtung oder was auch immer suchen. Auf der Fahrt von El Cisne nach Catamayo, der Pilgerstrecke, neben den etlichen Mariaschreinen wieder viel Müll. Ist schon klar: Wenn einem am Ende des Weges alle Sünden erlassen werden, dann kann man auf dem Weg dahin seinen Müll ja auch ganz entspannt in den Straßengraben schmeißen. Jesus macht das schon... Im Moment schiebe ich diffusen Hass auf die Menschheit und solche Beobachtungen machen das nicht gerade besser. Aber dazu später mehr in einem "Ralph hasst die Welt" - Spezial. In Catamayo und Loja gab es dann noch einige offene Straßensperren sowie Demonstrationen und Autocorsos mit starker Polizei- und Militärpräsenz. Man merkte auch an den sehr wenigen Autos die unterwegs waren, dass die Menschen das Thema (mehr als Verdopplung (von 1,03$ auf 2,30$ pro Gallone) der Spritpreise, weil Subventionen nach 40 Jahren von Lenin Moreno gestrichen wurden) schwer betrifft. Die meisten Taxis und Buslinien, auch Schulbusse, sind privat und besonders stark getroffen. Nach ruhiger Nacht am Podocarpus NP bin ich heute eine kurze 5,5km Runde gelaufen. Es war gut nach den letzten Fahrtagen endlich wieder Bewegung in die Knochen zu bekommen. Leider hat mein Knie auf dem Abstieg wieder höllisch weh getan, sodass aus den angegebenen 3 Stunden 4,5 Stunden geworden sind. Wieder am Stellplatz habe ich es endlich geschafft ein Brot zu backen! Grandios! Dank stärkster, nahezu unmenschlicher, Selbstkontrolle konnte ich sogar noch etwas für morgen übrig lassen... Dann habe ich noch die Räder am Laubfrosch durchrotiert und dabei festgestellt, dass die vorderen Bremsbeläge neu müssen. Im gleichen Zuge werde ich auch gleich den anstehenden Ölwechsel machen. Jetzt bleibt nur noch eine geeignete Werkstatt zu finden. Aber dafür ist auch morgen noch Zeit, immerhin ist dann erst Sonntag. Ausnahmezustand...Nachdem ich gestern aus Puerto Cayo aufgebrochen war, bin ich eine schöne Offroadtour von der E482 über Julcuy und Las Penas nach Agua Blanca gefahren. Der Großteil der Strecke verlief in einem, leider viel zu trockenen, Flussbett. Bei mehr Wasser muss die Tour wirklich genial sein... In Puerto Lopez habe ich den Fischern über die Schulter geschaut und eine Ceviche con pescado gegessen (kalte Fischsuppe). Die Rezepte für diese Ceviche sollen von Land zu Land entlang der Küste verschieden sein. Ich werde berichten! Nach Puerto Lopez bin ich nicht mehr weit gekommen. Kurz hinter Montanita habe ich hoch über dem Meer an einem Startpunkt für Paraglider übernachtet. Wale habe ich keine gesehen. Heute morgen ging es zeitig nach Guayaquil, die Vorräte mussten aufgefüllt werden. Auf dem Weg dahin haben etliche Taxifahrer Straßen blockiert oder Tankstellen besetzt. Trotzdem ging es ohne Probleme voran und tanken ging auch (Mehr als doppelter Preis!). Der Teil Guayaquils in dem ich eingekauft habe, war es laut, schwül-warm und stank nach Fisch. Nicht besonders einladend... Mein eigentliches Ziel heute sollte Ingapirca sein. Allerdings versperrte eine große Menschenmenge und eine brennende Straßenblockade in La Troncal den weiteren Weg. Am Horizont waren weitere Rauchschwaden erkennbar. Also umdrehen und eine Straße weiter südlich zum Parque Nacional Cajas. Auf dem Weg weitere Straßensperren, die zum Glück gerade beseitigt wurden. Trotzdem ging der Plan nach Cajas zu kommen nicht auf. Wenige Kilometer vor dem Nationalpark musste ich an einer Polizeisperre wieder umdrehen, die Straße sei gesperrt. Langsam entnervt und verunsichert, ich wusste ja nicht was los ist, bin ich noch weiter nach Süden gefahren und habe an einem Hostel Stopp gemacht. Der Blick ins Internet brachte endlich Aufklärung: Zitat "The Guardian": Ecuador’s president, Lenín Moreno, has declared a state of emergency amid nationwide protests over the end of decades-old fuel subsidies in a government fiscal reform package worth more than $2bn a year. As the fuel measure came into effect on Thursday, taxi, bus and truck drivers blocked streets in the highland capital, Quito, and the second city, Guayaquil, on the Pacific coast, while bus stations were closed. Indigenous groups, students and unions joined the protest, blocking roads with rocks and burning tires. “To ensure citizens’ security and avoid chaos, I have ordered a national state of emergency,” he (Lenin Moreno) said of the measure that suspends some rights and empowers the military to keep order. Mal sehen, wie es morgen weiter geht... Es ist bereits Oktober......die Zeit vergeht wie im Fluge... Im Moment bin ich bei meiner Cousine und ihrem Lebensgefährten in Puerto Cayo. Doch fangen wir vorne an. Am letzten Abend am Refugio Carrel habe ich ein Paar aus Israel kennengelernt, die in einem 80er LC von Toms unterwegs waren. Die hatten mir noch einen Tipp für eine schöne Offroadstrecke am Chimborazo gegeben. Genau die bin ich von Süd nach Nord abgefahren und siehe da, die Strecke war den Umweg definitiv wert. Vorbei an bzw. durch kleine indigene Siedlungen und immer den Chimborazo im Blick, gewürzt mit einer guten Portion offroad. Auf dem Weg lagen noch ein paar 'Inkaruinen', die einen Besuch aber nicht wert sind. Es handelt sich lediglich um ein paar verstreut liegende große Felsbrocken, mehr nicht... Nach diesem kleinen Abstecher ging es zurück nach Norden auf die E491 wieder vorbei an Humboldt. Über Guanujo, Ventanas, Quevedo, Portoviejo und Jipijapa bin ich dann nach Puerto Cayo gefahren. Der erste Fahrtag war leider nur sehr kurzsichtig. Auf dem Weg aus dem Gebirge in die flacheren Regionen war der Nebel so dicht, dass ich manchmal froh war, noch das Ende der Motorhaube zu sehen. Der Teil der Strecke im Flachland ist langweilig und nicht besonders schön. Es geht vorbei an tausenden riesigen Plantagen mit Kakao, Mais, Ananas und Bananen. Immer wieder liegen Kakaobohnen zum Trocknen auf dem breiten Mittelstreifen der Straße. Es liegt viel Müll in den Straßengräben und es gibt kaum Möglichkeiten mal eine kleine Rast einzulegen, ohne auf Farmland zu enden. Von Stellplätzen mal ganz zu schweigen. Falls sich doch jemand auf diese Route verirren sollte: "Veredita Tropical", in der Nähe von Velasco Ibarra, ist eine kleine ökologische Kakaofarm etwas abseits der Straße und bietet Camping an. Die Besitzer sind superfreundlich und hilfsbereit. Das ist wirklich die einzige Möglichkeit eine ruhige Nacht in schöner Umgebung auf dieser Route zu verbringen. In Puerto Cayo bei meiner Cousine konnte ich die freie Cabana beziehen. Eigenes Klo, eigenes Bett, eigene heiße Dusche, fließend Wasser, WLAN und den Pazifik direkt vor der Haustür...ein kleines Paradies. Den Sonntag habe ich komplett vergammelt und am Montag haben die beiden mich in San Lorenzo am Strand abgesetzt. Dort gab es viele abgesperrte bzw. markierte Schildkrötengelege. Nach langem Spaziergang am Strand und zum Leuchturm ging es wieder zurück nach Puerto Cayo, weitergammeln, quatschen, kochen, usw. Dienstag, heute, wieder viel gegammelt und meine erste Yogaeinheit absolviert. Es hat wirklich gut getan, mal ein paar Tage nicht hinterm Steuer sitzen zu müssen und einfach mal entspannen zu können. Klingt vielleicht komisch, aber reisen ist tatsächlich anstrengend. Gejammert wird ja bekanntlich auf hohem Niveau... |
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Juni 2024
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